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Martin Grafs Fußballverein matcht sich mit der "Kronen Zeitung".

montage: derStandard.at (Fotos: Reuters/Bader, red)

Der Artikel in der "Kronen Zeitung".

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"Griechische Wirtschaft in Kagran", titelte die "Kronen Zeitung" am Donnerstag einen Artikel über den Wiener Fußballverein Hellas Kagran, bei dem der Dritte Nationalratspräsident Martin Graf (FPÖ) als Präsident fungiert.

Laut dem Bericht ist die Stimmung im Verein "so mies wie Griechenlands Budgetsituation", Spieler würden über ausstehende Gagen klagen. Andererseits würde Grafs Bruder sein "Restaurant Graf", das durch die Stiftungsaffäre um Gertrud Meschar bekannt wurde, per Bandenwerbung bewerben. Zudem sei der parlamentarische FPÖ-Mitarbeiter Marcus Vetter Profiteur einer sprichwörtlichen Vetternwirtschaft, da er die Kantine des Fußballvereins führe, in der auch eine Tochter der ehemaligen freiheitlichen Präsidentschaftskandidatin Barbara Rosenkranz arbeite. Und schließlich wehe derzeit über dem VIP-Zelt die deutsche Fahne.

"Richtigstellung"

Stimmt nicht, schrieb Vereinsobmann Werner Hammer in einer "Richtigstellung" an die "Kronen Zeitung" (siehe Download links). Graf sei schließlich nur einer von mehreren Präsidenten des Klubs. Er sei auch der größte Sponsor, für die Finanzen seien jedoch der Obmann und sein Stellvertreter verantwortlich. Griechische Zustände im Verein? Mitnichten: Man habe zwar einen hohen Schuldenstand vom vorigen Vorstand übernommen, der "überwiegend aus SPÖ- und ASKÖ-Funktionären bestand", jetzt würde man jedoch neben der Schuldentilgung 200.000 Euro im Jahr investieren. Von Spielern, die über ausstehende Gagen klagen, sei dem Vorstand nichts bekannt.

Die Kantine werde zudem nicht von Marcus Vetter betrieben, sondern von einer Kantinen GmbH, bei der Vetter angestellt sei. Die Bandenwerbung für das Restaurant sei nur eine von vielen Werbungen, die deutsche Fahne lediglich eine von mehreren Fahnen, die zur Europameisterschaft gehisst wurden.

Hammer in dem Brief: "Durch diese 'Politisierung' des FC Hellas Kagran nehmen Sie wissentlich die Gefährdung des gesamten Sportbetriebes und damit den Fortbestand von 300 Kindern im Nachwuchs, welcher sich überwiegend multikulturell zusammensetzt, sowie 15 Frauen sowie 40 Männern im Erwachsenenbereich, 22 Trainern und 4 Angestellten in Kauf. Auch gefährden Sie die Durchführung von mehreren multikulturellen Sportfesten sowie zahlreicher ehrenamtlicher und kostenfreier Charity-Veranstaltungen."

Das Team

Hammer selbst ist freiheitlicher Bezirksvorsteher-Stellvertreter in Wien-Donaustadt. Auf Grafs Internet-Plattform unzensuriert.at erscheint er stets in positivem Licht. Unter anderem als Kämpfer gegen "Zinswucher" gemeinsam mit dem FPÖ-Politiker Alfred Wansch, dem noch verbliebenen dritten Vorstand der umstrittenen Meschar-Stiftung.

Marcus Vetter war einer jener Parlamentsmitarbeiter Grafs, die dem Chef neuerliche Rücktrittsaufforderungen einbrachten, weil sie beim deutschen Aufruhr-Versand einschlägige T-Shirts, CDs und Fahnen bestellt haben sollen.

Um Hellas Kagran gab es in der Vergangenheit Aufregung, weil Spielerinnen suspendiert wurden, nachdem sie gegen die Wahl Grafs zum Dritten Nationalratspräsident protestiert hatten. Graf selbst, seit Sommer 2007 Präsident des Klubs, der in der Wiener Oberliga B spielt und dort im Vorjahr den zweiten Platz erreichte, hatte die Vorwürfe damals als "Schwachsinn" zurückgewiesen. Die drei Damen hätten mit Unwahrheiten eine politische Kampagne begonnen, linke Parolen geschmiert und einen "nichtrassistischen Präsidenten" verlangt. (Rainer Schüller, derStandard.at, 15.6.2012)