Räudig wie selten bei Schmeck's: Gastropaparazzibilder aus der Düsternis von O'Connor's Old Oak. Schmeckt Meilen besser als es hier aussieht, und dazu auch noch verdammt günstig.

O'Connor's Old Oak
Fünf Gänge, ein bisschen London Pride, Apfelsaft und Kaffee: 56,20 Euro.

Foto: derStandard.at/harald fidler

Karfioliger gehts kaum: Soup of the day - hey!

Foto: derStandard.at/harald fidler

Bierpanier mit Fisch in ihr: Kabel-Jau!

Foto: derStandard.at/harald fidler

Irish Stew - phew!

Foto: derStandard.at/harald fidler

"Füreinander bestimmt", haucht sie zum Dessert, und meint: Sticky Toffee Pudding, Butterscotch Sauce und Vanilleeis.

Foto: derStandard.at/harald fidler

Fast wäre ich auf dem FM4-Fest gelandet. Wäre es nicht a) doch noch sauer als kalt gewesen und b) das Essen am Rennweg nicht gerade leicht und hätte c) der angenehm unirische doppelte Espresso da noch geholfen und mir d) nicht @annahannaha, wiewohl mit ;), erklärt, dass ich für die Arena und den jüngsten ORF-Sender doch zu alt bin. Und schlimmer oder nachhaltiger als nach ein paar Stunden Old Oak kann das Gwand auch nach der Arena nicht miefen - im Nichtraucher nach Küche, im Raucher eh klar.

Karfioligst!

Ich muss sagen: Der Abend schien mir altem und behäbigem Fresssack hüben besser angelegt als drüben. Nicht weit vom Fest, aber doch im relativ Warmen und mit mehr als ordentlicher Verpflegung.

Nur mit Mühe konnte ich die Austern umgehen und, ganz pflichtbewusst auf der Suche nach kochenden statt öffnenden und vinaigrettierenden Fähigkeiten, eine Karfiolsuppe bestellen. Nun mag ich Karfiol von jeher nicht, aber doch immer lieber, und die war schon verdammt gut: Nicht zu obersig, der Geschmack des bleich-blumigen Gemüses intensiv und unverstellt. So soll es sein, wenn es schon Karfiol ist. Dazu Soda Bread, luftig-saftig - sehr gut.

Jetzt gibts Brösel

Ihr warmer Wintersalat mit wunderbar rauchigem Speck, Kürbis und Pecorino, kein Lightgang, aber sehr schön kombiniert, fanden wir, auch mit dem hausgemachten Brot. Mein kluges wie charmantes Gegenüber garniert meinen Gang eins mit der überraschenden Feststellung, dass Karfiol ja nun gar nicht geht - außer ganz abartig: Mit Bröseln. Mir sind ja wenige Perversionen fremd, aber das ginge mir nun wirklich zu weit.

Gut, auch nach einer anständigen Forelle Müllerin im schmucken Gasthaus zur Stadt Krems (1070 Wien) und dem panierten Kabeljau im Diverso zähle ich nicht zu den innigsten Freunden von Fisch im Teigmantel. Und sie ordert Fish and Chips. Kabeljau im Bierteig. Und was für einer. Die Chips waren mir ja ein bisserl zu weich und unknackig, bestimmt gehören sie so und ich weiß das wieder nicht. Aber die drei gewaltigen Kabeljaustanitzel - mit Sauce Tatare und Erbsenpüree - waren wirklich, wirklich, wirklich gut. Die lassen mich auch meine kleine Magenverstimmung nach einem gleichnamigen Gericht auf der Summer Stage vor einem halben Jahr vergessen. 

Irish Phew!

Jedenfalls so schön aber mein Stew - weit besser als der Erstversuch in einer nordirischen Museumskantine, aber das war nun eher keine Kunst. Bei O'Connor kommt das Irish Beef and Guiness Stew mit Wintergemüse wie Sellerie und Rüben, nach ihrem Befund zudem Pastinakenchips, und ich könnte mir vorstellen, dass auch Wein eine Rolle gespielt hat in der Sauce, täusche mich aber bestimmt - denn die Zweigeltsauce ist bei der langsam gerösteten Lammstelze ausgewiesen. Also kein "Steirisch Stew", wie mein Gegenüber erfreut über eine vermeintliche Anspielung auf ihre Wahlheimat feststellt. Der Zweigelt wär' vermutlich eh aus Gols gekommen.

Sounds sticky to me

Die Freude übers Steirische freilich war eine geradezu verhaltene, verglichen mit der Seligkeit zum Dessert. Sticky Toffee Pudding mit Butterscotchsauce und Vanilleeis. Da geh ich ja lieber auf dreiwöchige Panierkur, bevor ich sticky toffee bestelle. Aber sie hauchte nur noch verklärten Blicks etwas von "einfach füreinander bestimmt". Sie meinte natürlich nicht sich und mich. (Harald Fidler, derStandard.at, 29.1.2013)