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Für das Auftreten von unerwünschten Nebenwirkungen dürfte die Menge der verwendeten Pigmentmasse nicht unerheblich sein: "Bei einer Tätowierung des ganzen Oberkörpers werden rund zehn Gramm Pigment verwendet, für einen Oberarm etwa zwei Gramm", so der Pharmakologe und Toxikologe Andreas Luch.

Foto: AP/Ronald Zak

Berlin - Tätowierungen sind längst salonfähig. - In den USA ist nach Schätzungen jeder Vierte tätowiert, in Europa tragen rund zehn Prozent der Bevölkerung eine farbige oder schwarz-weiße Verzierung auf ihrer Haut. In der Gruppe der 18- bis 27-Jährigen sind es sogar 25 Prozent. Tattoos liegen im Trend, allerdings sind sie auch mit Gefahren für die Gesundheit verbunden.

"Früher wurde geraucht, heute wird tätowiert", sagt Andreas Luch, Leiter einer Fachgruppe für Produktsicherheit am Bundesinstitut für Risikobewertung in Berlin. Der Pharmakologe und Toxikologe hat die erste internationale Konferenz zur Tattoo-Sicherheit organisiert, bei der von 6. bis 7. Juni Wissenschaftler und Interessierte darüber diskutieren werden, was beim Tätowieren unter die Haut wandert.

"In der 'Farbe' Schwarz ist beispielsweise Ruß enthalten", sagt Luch. Generell wird die unsichere Sachlage über mögliche gesundheitlichen Gefahren von Tattoos kritisiert. "Jeder verlässt sich darauf, dass die Behörden es richten. Doch das Vertrauen in die Behörden sei nicht gerechtfertigt. Es gebe kaum Wissen über die Wirkung der Farben - vor allem nicht über langfristige Folgen", sagt Wolfgang Bäumler, Physiker an der Universität Regensburg und einer der Referenten. 

Lymphknoten sind so bunt wie Tätowierung

Bäumler hat seit Ende der 1990er-Jahre zahlreiche Untersuchungen zu den enthaltenen Pigmenten in den Tattoofarben erstellt. "Die Farben bleiben nicht an der Stelle, wo sie eingestochen werden", sagt er. Es sei nach Ansicht des Experten noch nicht ausreichend erforscht wohin sie im Körper abtransportiert werden. "Bei Tattoos in der Nähe von Lymphknoten sind diese auf jeden Fall genauso bunt wie die Tätowierung", ergänzt der Physiker.

Bäumlers Studien flossen in die 2008 verabschiedete Tätowiermittelverordnung ein, die verbotene Inhaltsstoffe von Pigmenten auflistet. "Dabei handelt es sich um eine Negativliste", meint der Experte. Doch es werden immer neue Farben entwickelt - bis hin zu Neonfarben, die in der Dunkelheit unter der Haut leuchten. "Man kann die Hersteller von Pigmenten nur bitten, Substanzen zu vermeiden, die die Gesundheit beeinträchtigen", so Bäumler.

Auf die Menge kommt es an

Andreas Luch berichtet von einem 60-jährigen Mann, der stark allergisch auf eine Tätowierung reagierte. Sein Hautarzt überwies ihn in eine Klinik, doch ein Eindämmen der Reaktion war unmöglich. "Schließlich wurde der Hautlappen mit dem Tattoo herausgeschnitten", berichtet der Toxikologe. Bei rund 70 Prozent der Menschen gebe es akut eine "lokale Reaktion" - eine Blutung, Schwellung oder Verkrustung. Luch zufolge seien auch Reaktionen wie "Schwindel, Abgeschlagenheit und Fieber" möglich.

Für das Auftreten von unerwünschten Nebenwirkungen dürfte die Menge der verwendeten Pigmentmasse nicht unerheblich sein: "Bei einer Tätowierung des ganzen Oberkörpers werden rund zehn Gramm Pigment verwendet, für einen Oberarm etwa zwei Gramm", wie die Berechnungen des Pharmakologen ergeben haben.

Ein Ziel der Berliner Tagung ist es, neue Technologien zu erörtern, die die Sicherheit erhöhen könnten. So wird etwa eine neue Methode vorgestellt, nach der die Pigmente mit einer Schicht überzogen werden, die den Abtransport einzelner Inhaltsstoffe verhindert. (APA/red, derStandard.at, 5.6.2013)