Tim Raue ist jener deutsche Spitzenkoch, dem es am ehesten gelingt, auch international wahrgenommen zu werden - und das nicht zufällig mit einer Küche, die sich resolut gegen Trends stellt. Wenn andere meinen, jedes müde Unkraut als Delikatesse herausputzen zu müssen, lässt Raue all sein Obst und Gemüse justament aus Thailand einfliegen, um auf Hochglanz polierte, asiaphile Edelküche zu zelebrieren.
Das Kochbuch mit dekorativen Bildern von Luzia Ellert, schindet dementsprechend Eindruck. Die Kreationen nachzukochen erscheint wenig praktikabel - einerseits, weil die Zutaten, von Wellhornschnecken bis Kamebishiya-Sauce bei uns kaum erhältlich sind, anderseits, weil Raues sehr maskuline Küche nach Hightech-Tools verlangt, die man sich eher nicht in die Einbauküche stellen kann. (corti, Rondo, DER STANDARD, 6.9.2013)