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Josef Bucher ist BZÖ-Bundesobmann.

Fotos: Jaeger/APA, Niesner/Reuters

Wir errechnen die aktuelle politische Stimmung aus allen gesammelten Umfragen, indem wir diese nach drei Faktoren unterschiedlich gewichten. Wie schon in den vorangegangenen Blog-Einträgen beschrieben, gilt: je kleiner die Schwankungsbreite einer Umfrage, umso mehr Information enthält sie und umso stärker lassen wir sie in unseren Mittelwert einfließen.

Umfragen mit großen Stichproben haben also einen stärkeren Einfluss auf die von uns berechnete politische Stimmung als Umfragen mit kleineren. Auch neuere Umfragen wiegen mehr, da sie den heutigen Zustand besser widerspiegeln als solche, die vor einigen Wochen durchgeführt wurden. Wir nehmen auch an, dass Umfragen von Instituten, die historisch gesehen näher an den Ergebnissen lagen, uns genauere Informationen liefern. Das wird dementsprechend gewertet.

"Methodische Schwankungsbreite"

Aus diesen drei Faktoren ergibt sich eine erste Schwankungsbreite, die wir jedoch noch mit einer "methodischen Schwankungsbreite" korrigieren, die die Unzulänglichkeiten der von den Instituten verwendeten Methodik berücksichtigt. In unserem Modell ergäbe sich für eine hypothetische, heute stattfindende Nationalratswahl folgende Wahrscheinlichkeitsverteilung:

Aus diesen Verteilungen können wir nun auch Wahrscheinlichkeiten von bestimmten politischen Ereignissen errechnen, zum Beispiel dem Einzug einer Kleinpartei in den Nationalrat. Die Wahrscheinlichkeiten ergeben sich aus einer sogenannten Monte-Carlo-Simulation, bei der eine große Anzahl fiktiver Wahlen aus den oben angegebenen Verteilungen "gezogen" wird. Dabei berücksichtigen wir auch, dass das überdurchschnittlich gute Abschneiden einer Partei zu einem schlechteren Abschneiden der anderen führt.

Als Erstes haben wir nun errechnet, mit welcher Wahrscheinlichkeit die sechs im Parlament vertretenen Parteien ein bestimmtes Ergebnis erreichen. Wir nehmen Folgendes an: SPÖ und ÖVP streben eine Verbesserung ihres Ergebnisses von 2008 an. Die FPÖ möchte nicht mehr den zweiten Platz, sondern 20 Prozent erreichen, während die Grünen auf 15 Prozent kommen wollen. Das Team Stronach peilt zehn Prozent an und das BZÖ den Einzug in den Nationalrat (mehr als vier Prozent).

Wahrscheinlichkeiten am 5. September in unserem Modell

Verbesserung der SPÖ zu 2008 (29,3 %):

16 %

Verbesserung der ÖVP zu 2008 (26,0 %):

10 %

Die FPÖ erreicht 20 %:

43 %

Die Grünen erreichen 15 %:

52 %

Das Team Stronach erreicht 10 %:

9 %

Das BZÖ erreicht mehr als vier Prozent und kommt in den Nationalrat:

15 %

SPÖ und Grüne erreichen gemeinsam 50 %:

0 %

ÖVP und FPÖ erreichen gemeinsam 50 %:

0 %

Die Prozentsätze sind auf den nächsten Prozentpunkt gerundet.

Wir wissen natürlich, dass sich einige Parteien keine Prozentsätze, sondern Reihungen zum Ziel gesetzt haben. Über die Wahrscheinlichkeiten von Reihungen gibt es viel Interessantes zu erzählen, deshalb widmen wir dem einen eigenen Beitrag. Gibt es noch weitere Ereignisse, deren Wahrscheinlichkeit Sie interessiert? Ich gehe in weiteren Beiträgen gern darauf ein. (Laurent Millischer, derStandard.at, 6.9.2013)