Dafür, dass Peter Gridling als Direktor des Bundesamtes für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung einer der größten Geheimnisträger der Republik ist, ist er diesmal ziemlich "outspoken". 50 Personen aus der heimischen radikalislamistischen Szene sollen beispielsweise seinen Angaben zufolge in Syrien als Kämpfer aktiv sein. Rückkehrer würden im Auge behalten, mehr sei aus rechtlicher Sicht meist nicht möglich, sagte Gridling bei der Präsentation des neuen Staatsschutzberichts.

Doch irgendwie wird man das Gefühl nicht los, dass das gesprochene Wort ("keine Gefahr für die Demokratie") das geschriebene entschärfen soll. Denn im Staatsschutzbericht finden sich durchaus deutlichere Worte. Etwa - dank NSA gerade heiß diskutiert - im Zusammenhang mit Spionage: Diese stelle "eine Gefahr für die Sicherheit und Souveränität der Republik" dar, werden Entwicklungstendenzen schriftlich zusammengefasst.

Natürlich ist es immer eine Gratwanderung, die Bevölkerung nicht mit zu viel Information zu verunsichern. Doch auch Zurückhaltung kann Verunsicherung erzeugen. Deutschland beispielsweise hat kein Problem damit zu sagen, dass 42.250 Personen radikalislamistisches Potenzial zugetraut wird, dass 29.700 Personen als linksextrem und 23.150 rechtsextrem eingestuft werden. Garantien gibt es nie, aber Probleme müssen in ihrer Ganzheit bekannt sein, um an gemeinsamen Lösungen zu arbeiten. (Michael Simoner, DER STANDARD, 11.9.2013)