BMW ist bereit für die Elektromobiltät. Nicht nur auf vier, sondern, wie der Roller c evolution zeigt, auch auf zwei Rädern

Alternative Antriebsformen sind eines der großen Themen auf der IAA in Frankfurt. BMW zeigt mit den Elektroautos i3 und i8, dass sie in den ersten Kapiteln im Buch der modernen E-Mobilität vorkommen wollen. Die ersten Automobil-Seiten haben bereits Tesla, Renault, Citroën, Mitsubishi und Nissan gefüllt. Aber wie sagte einer BMW-Motorrad-Kapazunder seinerzeit bei der Präsentation des 600er-Rollers: "Wir müssen nicht immer die Ersten sein  – aber wenn wir auf den Markt kommen, dann mit ausgereifter Technik."

Nun kombinieren sie ihre Zweirad-Kompetenz mit den neuen Erkenntnissen aus der E-Mobilität. Kurzum, sie pflanzen die Akku-Technik aus dem i3 in einen Roller. Dessen Spitzengeschwindigkeit liegt bei 120 km/h. Nennleistung: 15 PS, Spitzenleistung: 47,5 PS, Sprint von 0 auf 50 km/h: 2,7 Sekunden, auf 100 km/h: 6,2 Sekunden.

Foto: BMW

Der BMW c evolution soll bereits 2014 auf den Markt kommen – und wir können davon ausgehen, dass er zu Beginn der Zweirad-Saison in den Handel kommt. Damit gibt BMW aber dann doch auch wieder den Takt vor.

Foto: BMW

Denn erinnern wir uns an die Lohner Lea, den E-Roller, von dem sich der Hersteller bemerkenswerte Absätze versprach: Aus der angekündigten großen Markteinführung im Mai wurde nicht mehr als ein Button auf der Lohner-Homepage, der von 35 Vormerkungen für neue Leas erzählt. "Der Marktstart steht unmittelbar bevor", heißt es nun von Lohner, und man meint damit Ende des Monats, "auf der Vienna Design Week".

Foto: Guido Gluschitsch

Dafür steht mit dem Elektrostroler Luke bereits ein weiteres Projekt bei Lohner in den Startlöchern. Der Luke ist mit einer Spitzengeschwindigkeit von 45 km/h im Mofa-Segment angesiedelt, und in einer zweiten Variante, mit 25km/h Spitze, konkurriert er mit Pedelecs.

Foto: Lohner

Zweirädrige E-Mobilität im Bereich des 125er-Verbrenner-Segment und darüber haben bis dato nur wenige Hersteller bemerkenswert auf den Markt gebracht. Zero Motorcycles vorweg, die eine ganze Palette im Programm haben, Quantya als Vorreiter im Offroad-Bereich, und Brammo ist ganz gut im Rennen. Die Moped-Schiene funktioniert da schon deutlich besser. Die Anforderungen von 45 km/h Spitze sind aber halt auch leichter zu stemmen – und Reichweitenprobleme ergeben sich da auch nicht so schnell.

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Ebenfalls seit Jahren als "nächstes Jahr aber" angekündigt, ist die KTM Freeride e. Letzter Stand der Dinge – Sie haben es erraten: Nächstes Jahr. Diesmal dürfte es aber wirklich so weit sein, denn die ersten e-Crosser von KTM drehen in eigenen Enduro-Parks, wie jenem vor den Toren Mattighofens, bereits ihre Runden. Potential hat die Freeride e allemal. Es wird, vor allem wegen des Motorrad-Lärms, immer schwieriger irgendwo im Gelände fahren zu dürfen, und einige Endurofahrer warten schon mit dem Gesparten in der Hand auf die erfolgreiche Einführung des lautlosen Motocross-Sports.

Foto: KTM

So einfach hat es ein Roller da nicht. Während Reichweiten auf der Cross-Strecke ziemlich egal sind, so lange man genug Tauschakkus hat, zählen sie bei Groß-Rollern wie dem BMW c evolution gleich doppelt – weil man zu keinem Ersatzakku greifen kann wenn der Saft aus ist, und das Laden länger als ein paar Sekunden dauert.

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Drei bis vier Stunden, gibt BMW an, werden reichen, bis die Lithium-Ionen Akkus an der Haushaltssteckdose voll aufgeladen sind. Mit vollen Akkus kommt man dann rund 100 Kilometer weit.

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BMW baut aber mit dem c evolution nicht einfach einen E-Roller, in dem sie einen Akku und E-Motor in ihren Großraum-Roller montieren, sondern denkt das Konzept eine Spur weiter. So stehen dem Fahrer vier Modi zur Auswahl: Road, Eco pro, Sail und Dynamic. Je nach Modus verändert sich die Stärke der Rekuperation im Schiebebetrieb und wie stark ein Dreh am Gasgriff in Vortrieb umgesetzt wird.

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Rekuperiert wird nicht nur im Schiebebetrieb, sondern auch beim Bremsen. BMW verbaut selbstredend ein ABS, aber auch gleich eine Traktionskontrolle. Es gibt Heizgriffe, eine Rückfahrhilfe, LED-Tagfahrlicht und ein TFT-Farbdisplay.

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Die Rundum-Ausstattung wird sich wohl auf den Preis auswirken. Mit 11.600 Euro für den C 600 Sport ist BMW ja eh schon nicht zimperlich – der Elektro-Roller wird sich da wohl deutlich darüber ansiedeln. Nicht ganz zu unrecht, wenn man ersten Tests der Kollegen, die schon im Vorserien-Sattel saßen, glauben darf.

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Die Rucklerei, wie wir sie sonst bei E-Motorrädern im Lastwechselbereich kennen, gibt es beim c evolution nicht. Seine Beschleunigung sei, so der Grundtenor erster Tests, aufgrund des satten Drehmoments schlicht beeindruckend und in Sachen Handling würde BMW, wie schon beim C 600 Sport und C 650 GT, mit den Gesetzen der Physik brechen. In einem halben Jahr wissen wir dann, ob sich dieses Versprechen auch in die Großserie transferieren ließ. (Guido Gluschitsch, derStandard.at, 13.9.2013)

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