Die Aktion Club Courage setzt sich für ein friedliches Miteinander im Club ein.

Foto: Maria von Usslar

Logo des Club Courage.

Grafik: www.clubcourage.at

"Du kommst hier nicht rein!" Wer diesen Satz vorm Clubeingang vom Türsteher zu hören bekommt, für den ist der Abend gelaufen, bevor er überhaupt begonnen hat. Nicht selten fühlen sich Partygäste nach einer solchen Abweisung persönlich angegriffen. Diskussionen über die Türpolitik gibt es selten, der Türsteher entscheidet, wer Party machen darf und wer nicht.

Falsche Entscheidungen an der Tür

Dass an den Türen der Clubs nicht immer die richtigen Entscheidungen getroffen werden und das zu Frust bei Einzelnen führt, weiß auch der Festivalkurator Georg Russegger. Unter dem Projektnamen Club Courage beschäftigen sich er und ein Kernteam von rund sechs Personen seit November damit, mehr Zivilcourage und Toleranz in Österreichs Nachtleben zu bringen.

Laut Eigenbeschreibung steht der Club Courage für soziales Handeln im Rahmen von Clubs, Discos, Musikveranstaltungen und Parties. Auf der Unterstützerliste finden sich bereits in der Wiener Clubszene bekannte Namen wie die Grelle Forelle oder das Wuk. Werbeveranstalter für einzelne Festivals oder Veranstaltungen will der Club Courage aber nicht sein. Viel mehr will die Plattform ein Sprachrohr sowohl für die Veranstalter als auch das Publikum sein.

In Zukunft soll es in regelmäßigen Abständen einen Stammtisch geben, zu dem Veranstalter eingeladen werden, um über ihre Erfahrungen zu diskutieren. Dabei soll nicht nur die Türpolitik der Clubs Thema sein. Auf der Agenda stehen auch die Auseinandersetzung mit dem Publikum oder die Preispolitik der Clubs.

Clubszene ohne Gesicht

Eine der zentralen Fragen für den Club Courage im Moment ist, wie alle Leute in das Projekt integriert werden können, ohne dass sich andere auf den Schlips getreten fühlen. Der Club soll eine freie Flächte für Leute sein, die sich austoben wollen. "Es gibt in der Clubszene wenig tiefe Reflexion darüber, was das bedeutet. Die Clubszene hat kein Gesicht. Oft geht es nur ums Feiern und Saufen. Hier wollen wir etwas gestalten", sagt Russegger.

Für die Gründung der Initiative ausschlaggebend war unter anderem der Ausgang der Nationalratswahl 2013. Damals postete der Wiener Club Grelle Forelle auf Facebook, dass FPÖ-Wähler dort keinen Platz haben. "Man merkt ein verstärktes Verlangen von Veranstaltern und der Clubszene, sich zu gesellschaftspolitischen Themen zu äußern", sagt Russegger.

Gegen Rechtsruck und Politikverdrossenheit

Die Grelle Forelle unterstützt nun den Club Courage, man wolle für eine gemeinsame Sache eintreten und einen Teil dazu beitragen, das Bewusstsein von Gast und Personal hinsichtlich eines friedlichen Beisammenseins sowie Toleranz im Nachtleben zu schärfen. "Weiters kann der aktuelle Rechtsruck und die Politikverdrossenheit in Österreich - einschließlich der hiesigen Clubkultur - nicht ohne Einspruch hingenommen werden", sagen die Clubverantwortlichen zu derStandard.at.

Keine Gegenbewegung

De Club Courage soll nicht "gegen etwas" sein. "Das Projekt ist positiv konnotiert und keine Gegenbewegung", sagt Russegger. Ein Manifest, wie man sich zu verhalten hat, wird es vom Club Courage nicht geben. "Wir wollen Dinge vorschlagen und nichts aufdoktrinieren." So soll zum Beispiel bei Türstehern ein Bewusstsein geschaffen werden, um mit Gästen - auch bei einer Abweisung - auf Augenhöhe umzugehen.

Der Club als Wohnzimmer

Am Ende seien es aber dennoch die Clubs, die das Publikum gestalten. "Ein Club ist kein Park, sondern ein Wohnzimmer, in dem die Regeln des Besitzers gelten", sagt Russegger. Diese sollten laut ihm aber zumindest transparent sein. Da die Clublandschaft in Wien im Vergleich zu anderen Städten relativ klein ist, will man sich mit dem Anliegen von Club Courage nicht nur auf diese Szene konzentrieren, sondern auch andere Veranstaltungen und Events miteinbeziehen.

Man hofft nun auf eine junge, aufgeklärte Szene, die Lust hat mitzumachen. Nach dem Vorbild der Vortragsreihe "Robert Johnson Theorie" im Offenbacher Technoclub Robert Johnson, möchte der Club Courage in Zukunft alle zwei bis drei Monate einen Clubabend mit Diskussion veranstalten. Er findet, dass Clubs in Diskursen über die Stadt zu wenig Platz eingeräumt wird, "obwohl sie davon lebt und nicht den Bundesmuseen oder der Ringtram." (Elisabeth Mittendorfer, derStandard.at, 23.1.2014)