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Am Anfang kann ein kleiner Knoten stehen. Die Diagnose Brustkrebs ist für Männer oft ein Schock, da viele nicht wissen, dass davon nicht nur Frauen betroffen sind.

Foto: AP/dapd/Patrick Semansky

Es spricht sich allmählich herum: Brustkrebs ist keine reine Frauenkrankheit. Jedes Jahr erkranken bis zu 600 Männer in Deutschland an einem Mammakarzinom. Oft werden erste Anzeichen von den Männern lange ignoriert, sodass der Tumor häufig erst spät und mit schlechteren Heilungsaussichten entdeckt wird.

Ein Grund dafür liegt im mangelnden Wissen der Männer, dass sie überhaupt an Brustkrebs erkranken können. Deshalb fordert die Deutsche Gesellschaft für Urologie e.V. (DGU) Männer zu regelmäßiger Selbstkontrolle auf.

Bei Veränderungen in der Brust sofort zum Facharzt

"Vor allem Risiko-Patienten sollten sich darüber hinaus fachärztlich beraten lassen und Früherkennungsuntersuchungen der Brust wahrnehmen. Dazu zählen Männer mit Klinefelter-Syndrom sowie Männer, in deren Familien auch Frauen öfter von Brustkrebs betroffen sind", sagt DGU-Pressesprecherin Sabine Kliesch. Ein gesetzliches Früherkennungsprogramm gibt es für das männliche Mammakarzinom nicht.

Wie bei Frauen, so ist bei Männern das erste Symptom meist ein tastbarer Knoten oder eine Verhärtung in der Brust. Aber auch eine Einziehung oder Entzündungen der Brustwarze sowie Ausfluss können Anzeichen sein ebenso wie geschwollene und schmerzende Lymphknoten in der Achselhöhle und Hautveränderungen der Brust. "Auch wenn das Auftreten eines dieser Symptome keinesfalls zwangsläufig Brustkrebs bedeutet, sollte eine sofortige Abklärung durch den Facharzt erfolgen", sagt Kliesch.

Früherkennung, Diagnose und Therapie des männlichen Brustkrebses erfolgen weitgehend wie bei der Frau. Allerdings gilt die wissenschaftliche Datenlage nicht zuletzt wegen der geringen Fallzahlen als nach wie vor uneinheitlich und eher dürftig.

Relativ seltene aber schwerwiegende Erkrankung

Mit jährlich etwa 600 prognostizierten neuen Brustkrebserkrankungen bei Männern in Deutschland gegenüber rund 74.500 Neuerkrankungen bei Frauen ist die Erkrankung zwar relativ selten, aber für den Einzelnen nicht minder schwerwiegend. Unterstützung und Patienteninformationen sind rar; das Betroffenen-Netzwerk Männer mit Brustkrebs will diese Lücke schließen.

Zu den bekannten Risikofaktoren zählt besonders das Klinefelter-Syndrom. "Diese Männer sind Träger einer angeborenen genetischen Störung, bei der mindestens ein zusätzliches weibliches X-Chromosom vorliegt", sagt DGU-Pressesprecherin Sabine Kliesch: "Sie haben ein 15- bis 50-fach erhöhtes Risiko für ein Mammakarzinom."

Als weitere Risikofaktoren gelten die sogenannten Brustkrebs-Gene (BRCA), insbesondere auch, wenn sie unter Frauen des ersten bis dritten Verwandtschaftsgrades in der Familie bereits vorgekommen sind. Auch hinter einer eigentlich harmlosen Gynäkomastie kann sich gelegentlich ein Mammakarzinom verbergen.

Gutartige Vergrößerung des Brustdrüsenkörpers

Die Gynäkomastie ist eine an sich gutartige Vergrößerung des Brustdrüsenkörpers. Diese Erkrankung ist beim Mann mit einem Ungleichgewicht im Hormonhaushalt assoziiert - zwischen den Sexualhormonen Testosteron und dem weiblichen Östrogen, das auch der männliche Körper in geringen Mengen produziert. Auslöser dafür können angeborene Hodenveränderungen, Hodenhochstand sowie Hodenentzündungen durch Masern- oder Mumps-Infektionen sein, aber auch Lebererkrankungen, starkes Übergewicht oder der Missbrauch von Anabolika.

Auch ein bösartiger Hodentumor kann durch die Produktion des Hormons hCG zu einer Gynäkomastie führen. Sie kann mit einer Normalisierung des Hormonhaushaltes wieder verschwinden oder medikamentös beeinflusst werden. Bei einer stark ausgeprägten Gynäkomastie, die kosmetisch oftmals als sehr belastend empfunden wird, besteht die Möglichkeit der operativen Korrektur.

Statistisch liegt das durchschnittliche Erkrankungsalter für Brustkrebs bei Männern mit 65 bis 70 Jahren deutlich höher als bei Frauen. Doch auch jüngere Männer können erkranken.

"Angesichts einer relativ hohen Sterbequote aufgrund der vielfach späten Diagnosestellung müssen wir die Erkrankung stärker ins öffentliche Bewusstsein rücken, falsche Scham überwinden und vor allem Risikogruppen sensibilisieren", appelliert Kliesch. Regelmäßiges Abtasten der Brust und Früherkennungsuntersuchungen besonders für Männer mit erhöhtem Risiko seien angezeigt. Ansprechpartner für den Mann sind neben dem Hausarzt hauptsächlich Urologen. (red, derStandard.at, 18.2.2014)