Das Batzenhäusl in St. Gilgen, ein seit dem 16. Jahrhundert etabliertes Traditionshaus, wird endlich wieder ordentlich bespielt.

Foto: Klaus Engelhorn
Foto: Klaus Engelhorn

Eine prächtig erhaltene, alpine Gaststube mit Eichenboden, Kachelofen und alter Holztäfelung, dazu die denkbar gute Lage auf halbem Weg zwischen Mond- und Wolfgangsee (und noch dazu selbst am kleinen Krotensee gelegen): Im Nachhinein erscheint kaum nachvollziehbar, warum das Gasthaus Batzenhäusl, ein seit dem 16. Jahrhundert etabliertes Traditionshaus, nicht schon seit Jahrzehnten als gepflegte Adresse in diesem an Tourismus und landschaftlicher Schönheit reichen Landstrich etabliert ist.

Tatsächlich brauchte es vier junge Wirtsleute aus München, um das Potenzial des alten Gasthofs bei St. Gilgen zu realisieren. Annett Hamann, Philipp Gandler, Roland Schlotter und Tina Laberer sind allesamt keine 25 Jahre alt und werkten über Jahre bei Alfons Schuhbeck, dem aus TV und Werbung bekannten Nobel-Alpinkoch.

Seit vergangenem November betreiben sie das Wirtshaus gemeinsam. Das Salzkammergut hat damit eine besonders angenehme, bodenständige Adresse geschenkt bekommen. Das Bier kommt, für die Gegend ungewöhnlich, für die Betreiber aber durchaus logisch, aus dem fabelhaften Augustiner Bräu in München. Jeden Sonntag - und wann immer sonst ordentlich etwas los ist - wird gar eines der extraguten Holzfassln angeschlagen. Da ist Hollarodullijöh vorprogrammiert.

Wie die Speisekarte ausschaut

Auf der Speisekarte wird dem dodelhaften Diminutiv auf fremdenverkehrsfreundliche Weise gehuldigt: Vor lauter Supperl, Sulzerl, Safterl und "von allem ein bisserl" wird einem fast a wengerl schwindlig. Umso erfreulicher, dass Essen wie auch Preise die Bodenhaftung nicht verlieren. Knusprig gebratenes Filet von der Regenbogenforelle bekommt eine Sulz vom selben Fisch beigestellt, die mit scharf würzigem Krenmousse aufgeschichtet ist - sehr gut. Maronisuppe ist dicht und rund, beim Oberseinsatz wird dankenswerterweise Zurückhaltung gepflogen. Dafür ist die Einlage in Form von Boskop-Spalten mit reichlich Nussbutter angebraten - so lässt man sich die Fett'n allemal gefallen. Der Braten vom Spanferkel, mit prächtigem Kruspel und am Schulterblatt serviert, ist von mürber Saftigkeit, das dazu servierte Stöckelkraut (ja!) vom Bratensaft durchwirkt - besser geht's nicht. Die Karte wechselt monatlich, wobei sich die ganz lokale Kundschaft halt schon sehr freut, wenn die hausgemachten Safrannudeln mit Jakobsmuscheln und Garnelen (oder sonst ein irgendwie nach München und weiter Welt duftender Leckerbissen) wieder drauf stehen. Für die Fremden gibt es dafür 1A-Kaiserschmarrn und selbstgemachte Sorbets aus schwarzer Johannis- oder Brombeere. (Severin Cort/Der Standard, Printausgabe/rondo/26/02/2010)