Bruce Botnick in seinem pseudo-toskanischen, kalifornischen Refugium. Olivenöl der Extraklasse.

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Als Musikproduzent hat Bruce Botnick schon Ende der 1960er-Jahre immense Erfolge gefeiert und unter anderem The Doors produziert. Als Olivenölproduzent plant er gerade eine Fahrt nach Nordkalifornien, wo er mit seiner Frau Marie an der Universität Davis ein Seminar über Baumschnitt besuchen wird. Vor sieben Jahren haben sich die Botwicks einen Traum erfüllt und auf ihrem Stück Land nahe dem Städtchen Ojai, 120 Kilometer nördlich von Los Angeles, einen kleinen Weingarten und einen Olivenhain gepflanzt. Die Lage des Grundstücks ist idyllisch, der Ausblick umwerfend, die Stimmung fast wie in der Toskana. "Dieses Öl haben wir erst vor wenigen Wochen gepresst", sagt Marie, während sie ein wenig davon in einen Teller gießt. Es ist gutes Öl, ohne Defekte oder unangenehmen Beigeschmack, knallgrün und extrem frisch. "Die Leute von Universität Davis haben uns sehr geholfen", erzählt Bruce, "sie beraten uns in allem, was mit der Pflege der Bäume und der Herstellung des Öls zu tun hat."

Seit 2008 betreibt die für Weinbau bekannte Universität ein Olive Oil Center. "Unser Ziel ist es, den Olivenbauern beizustehen, um ihnen zu helfen, die bestmögliche Qualität und gleichzeitig wirtschaftliche Sicherheit zu erreichen", sagt Dan Flynn, der Leiter des Zentrums. Zwar ist der Pro-Kopf-Verbrauch der Amerikaner mit einem Liter Olivenöl jährlich noch vergleichsweise bescheiden - allerdings auch konstant steigend. "Der Gesamtverbrauch von Olivenöl hat sich in den letzten 30 Jahren verzehnfacht, was Amerika heute zum weltweit drittgrößten Markt für Olivenöl macht", sagt Flynn. Doch würden 98 Prozent des in den USA verbrauchten Öls nach wie vor importiert. Und leider sei dieses nicht immer von bester Qualität. "Wir haben kürzlich eine Studie veröffentlicht, aus der hervorgeht, dass die Mehrzahl der importierten Öle, die hierzulande als kaltgepresstes Olivenöl extra nativ verkauft werden, diese Bezeichnung gar nicht tragen dürften, während die getesteten kalifornischen Öle den Test alle bestanden haben", so Flynn weiter.

Super High Density

In den amerikanischen Supermärkten sind heimische Öle jedoch selten. Und wenn vorhanden, dann um einiges teuerer als die meisten Importe. "Das liegt daran, dass die Europäer viel mehr Öl im Super High Density (SHD) Verfahren herstellen", erklärt Flynn. Dieses Verfahren wurde 1995 in Spanien entwickelt und besteht darin, kleinwüchsige Bäume sehr nahe beieinander zu pflanzen, was eine maschinelle Ernte ermöglicht, durch die Arbeitskräfte eingespart und der Preis gesenkt werden kann. Auch in Kalifornien wird zunehmend auf SHD gesetzt. "Dadurch gibt es seit ungefähr einem Jahr auch ein einheimisches Öl, das preislich mit den europäischen konkurrieren kann - und im Unterschied zu den meisten davon auch echtes extra natives Olivenöl ist", betont Flynn.

Das Problem des intensiven Olivenanbaus ist allerdings, dass es bis heute nur drei spanische Sorten gibt, die dieses Verfahren zulassen. Der Neo-Olivenölproduzent Bruce Botwick hingegen hat hauptsächlich toskanische Sorten gepflanzt, die er jedes Jahr händisch erntet und zu seinem Freund und Nachbarn Ron Asquith bringt, der als Einziger im Ojai-Tal eine Öl-Zentrifuge besitzt. Zusätzlich zu den italienischen Sorten machen die beiden auch Öl von ganz speziellen Oliven: "Diese Bäume wurden vor circa 150 Jahren von spanischen Missionaren gepflanzt. Die sogenannte Mission-Olive hat sich eigenständig entwickelt, und heute gibt es sie ausschließlich in Kalifornien. Das macht ihr Öl wirklich einzigartig", sagt Bruce. (Georg Desrues/Der Standard/rondo/13/05/2011)