Foto: Gerhard Wasserbauer

Die Gebietsvinothek samt mehr als beachtlichem Restaurant balanciert exakt auf der Geländekante des Wagram.

Foto: Gerhard Wasserbauer

Georg Luger hat bei Mörwald gelernt und unter Hanner gekocht, bevor er zweieinhalb Jahre bei Gerti Sodoma als Sous-Chef werkte ("meine wichtigste Zeit") und für Eva Salomon in Gut Oberstockstall den Küchenchef machte. Da war er für zwei Hauben gut. Kein schlechter Lebenslauf für einen jungen Mann - umso erstaunlicher, dass er danach wie abgetaucht schien. "Wir wollten ausloten, was sich an so einem Ort kulinarisch ausgeht", sagt er und meint damit die Weritas-Vinothek (sic!) in Kirchberg, die vom einstigen Oberstockstall-Sommelier Gerhard Hintermayer betrieben und seit der Eröffnung vor zwei Jahren von Luger bekocht wird.

Spektakulärer Bau

Der Bau der Architekten Gerner und Gerner wurde exakt an die Wagram-Kante gesetzt, was schon sehr spektakulär aussieht. Der Ausblick aus den riesigen Fenstern ist dementsprechend prächtig, tagsüber zumindest. Während man bei der umfangreichen Weinkarte ein bisschen enttäuscht sein darf, dass gar so wenige gereifte Jahrgänge den Weg in den Keller gefunden haben - in der Breite ist die Auswahl nämlich faszinierend -, macht die Speisekarte ziemlich uneingeschränkt Freude. Einerseits, weil sie in ihrer Schlankheit (drei Vorspeisen, sechs Hauptspeisen und diverse ganz exzellente Torten und Kuchen) beinahe täglich gewechselt wird. Und anderseits, weil Georg Luger ein guter Koch ist.

Der Teller des Abends

Kichererbsensamtsuppe etwa ist genau das, was man sich in einer eisigen Herbstnacht wünschen möchte: Sanft und doch markant abgeschmeckt, gehaltvoll ohne fett zu sein, anschmiegsam und heimelig. Die locker zusammengeschlagenen Tortellini mit Ricotta-Spinatfülle waren leider ein Alzerl zu lang im Kochwasser, dennoch machen sie mit brauner Butter und einer hauchdünnen, gerösteten Brotscheibe zum Drüberbröseln sehr ordentlich was her.

Die Kalbsbackerln auf intensiv nach Majoran duftendem Linsenragout sind saftig und weich geschmort, in der Kombination mit ganz erstklassig paniertem Bries (Sodoma-Schule!) ist das ein sehr reichhaltiges Gericht, wie gemacht für die vorfestlichen Tage. Der Teller des Abends aber ist wohl ein herrlich hollerfruchtiges Ragout von der Rehschulter mit allerhand Gemüseraritäten aus dem nahen Schiltern und ein paar Waldviertler Knödeln, die den Saft mit sanfter Elastizität aufsaugen. Dazu Pinot noir '09 von Anton Bauer - und gut ist's! (Severin Corti/DerStandard/rondo/09/12/2011)