Screenshot der ICG-Website (8.8.2014): "Die Organisation der Bundestheater gilt europaweit als Vorbild für Kulturholdings."

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Wien - Ende November soll die künftige Struktur der Bundestheater feststehen: Kulturminister Josef Ostermayer (SPÖ) erteilte der Integrated Consulting Group (ICG) den Auftrag, ein effizienteres Modell zu entwickeln.

Günter Rhomberg, der interimistische Geschäftsführer der Bundestheater-Holding, hatte sich für eine Beibehaltung der Konzernstruktur ausgesprochen, da die Holding der Puffer zwischen Ministerium und den drei Bühnengesellschaften sei. Auch Ostermayer betonte mehrfach, dass er eine zentrale Steuerung von Staats- und Volksoper sowie Burg- mit Akademietheater für sinnvoll halte. Nun sei es aber "nicht ausgeschlossen", dass "die Holding in ihrer jetzigen Form aufgelöst" werden könnte, so der Minister im Interview mit Format.

ICG werde "ergebnisoffen" an die Arbeit gehen - zudem sei das europaweit tätige Beratungsunternehmen angehalten, internationale Vergleiche und Best-Practice-Modelle heranzuziehen. Günter Kradischnig, geschäftsführender Gesellschafter von ICG, betonte gegenüber der APA die Erfahrungen im Theaterbereich: "Wir haben in den letzten 15 Jahren mit allen großen österreichischen Theatern gearbeitet." Zu den Auftraggebern gehörten u. a. die Bühnen Graz, das Landestheater Linz und die Vereinigten Bühnen Wien. Auch in Deutschland und der Schweiz sei man schon mehrfach tätig gewesen.

Pikanterweise arbeitete ICG auch an der Ausgliederung der Bundestheater mit. Auf der Webseite integratedconsulting.at ist nachzulesen, dass man unter anderem in die Projektplanung und Projektsteuerung involviert war sowie die Entwicklung von Fachkonzepten für Rechnungswesen, Administration und Organisationsstruktur unterstützte.

Ganz besonders erstaunt die Darstellung der Situation des weltweit größten Theaterkonzerns: "Ab 1. September 1999 (Ausgliederungsstichtag) wurde die Subventionsleistung des Bundes eingefroren und dadurch real deutlich verringert. Das hohe künstlerische Niveau wurde dabei gehalten bzw. sogar erhöht." Das enorm hohe Defizit des Burgtheaters und die Mängel im Kontrollwesen erwähnt ICG aber nicht.

Und es wird noch sonderbarer. Denn einen Absatz weiter unter heißt es: "Die Organisation der Bundestheater gilt europaweit als Vorbild für Kulturholdings." Warum Josef Ostermayer gerade die ICG, die das gegenwärtige Modell als Vorbild preist, mit dem Auftrag bedacht hat, wurde nicht kommuniziert. (Thomas Trenkler, DER STANDARD, 9./10.8.2014)