Der Lichtenberg-Gonzálsche Muskat Ottonel erfreut mit Wildrosennoten, einem Hauch Bitterorange und feiner Würze.

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Muskat Ottonel gilt in Fachkreisen als Schmuddel-Rebsorte: blass, flach und nicht imstande, große Weine abzugeben. Stimmt, wenn sie so ausgebaut wird, wie es halt meist passiert: lieblich, leicht restsüß und aromatisch zwischen Litschidicksaft und Lebkuchengewürz.

Adriana González und Martin Lichtenberger hingegen kommen mit einem Muskat Ottonel, der so richtig fetzt: Die Trauben von uralten Rebstöcken, die der Großvater gepflanzt hat, werden im Keller angequetscht und etwa zehn Tage mit Butz und Stingl vergoren. Die reschen Tannine der Stiele geben dem Wein die nötige Frische und federn den sonst oft aufdringlichen Muskatton ab.

Dann kommt er ins Holzfass. Und dann passiert einmal lange gar nichts, bis er am Ende mit einer Minimenge Schwefel abgefüllt wird. Keine großartige Innovation – aber innovativ wollen die beiden auch nicht sein, sondern einfach nur einen Muskat machen wie früher – bevor man ihn derart verkitschte und mit Kellerfoltermethoden arg zurichtete.

Der Lichtenberg-Gonzálsche Tropfen erfreut mit Wildrosennoten, einem Hauch Bitterorange und feiner Würze. Eignet sich auch zur Verdauung weihnachtlicher Traumata. (Christina Fieber, RONDO, 18.1.2018)