Er sitzt am Regal und schaut den Kindern während der Advent- und Weihnachtszeit zu, ob sie brav sind. Als Vertrauter des Weihnachtsmanns beobachtet "The Elf on the Shelf" das Familienleben. In der Nacht, wenn die Kinder schlafen, macht er sich auf zum Nordpol, um ihm davon zu berichten. In der Früh ist er wieder da – an einem anderen Ort in der Wohnung. So weit die Geschichte dahinter.

Sie wirkt spitzbübisch und sieht angeblich alles: ein Exemplar des "Elf on the Shelf".
Foto: https://www.istockphoto.com/at/portfolio/PhotoSouth

Viraler Hype

In den sozialen Netzwerken und in den Medien sorgt die Figur, die in den USA neuerdings vor Weihnachten Saison hat, nun für Aufregung: Für manche ist es eine praktische Erziehungsmaßnahme, für manche einfach nur gruselig. Viele machen sich auch einen Spaß daraus und lassen die Elfe spitzbübisch, frech oder böse sein und posten Fotos davon. Auch britische und deutsche User machen mit.

Kritische Stimmen

Kritik wird immer öfter daran laut, die Position der Figur jeden Tag zu ändern. Im "Wall Street Journal" schreibt etwa eine Autorin, dass die Figur die entnervte Mutter eines Vierjährigen in der Nacht in Panik aufwachen ließ, weil sie vergessen hatte, ihren Platz vor dem Zubettgehen zu ändern. Auf Instagram überbieten sich die User allerdings mit kreativen Ideen – unter dem Hashtag #elfontheshelf gibt es über drei Millionen Beiträge.

Erziehungsmaßnahme

Darauf, dass die Sache mit dem Elf pädagogisch schwierig ist, machte eine Mutter aufmerksam: Sie twitterte, dass ihr vierjähriges Kind lieber auf Weihnachten verzichten würde, als bis Weihnachten brav sein zu müssen. Auch "The Atlantic"-Kolumnistin Kate Tuttle hat vor Jahren schon geschrieben, dass man Kinder nicht Glauben machen soll, dass Bravsein mit Geschenken einhergeht.

Politische Stimmen

Manche kritischen Stimmen sehen in der Figur gar die Vorbereitung der Kinder auf einen Überwachungsstaat. Ein Tweet zu diesem Thema kam kürzlich auf fast 3.000 Antworten. Er greift inhaltlich auf, was Laura Pinto, Professorin für digitale Technologie an der Fakultät für Erziehung am University of Ontario Institute of Technology (UOIT) und ihre Kollegen schon erläutert haben: Der Elf kommuniziere Kindern, dass es in Ordnung sei, ausspioniert zu werden und keine Privatsphäre zu haben. In dieselbe Kerbe schlug Kolumnistin Tuttle, die den Brauch ebenfalls als als Tradition getarnte Marketingmaschinerie bezeichnete, die Kinder ausspioniert.

Einfach nur Spaß

Für viele Erwachsene ist der Elf am Regal aber einfach nur ein Spaß. Die Community-Plattform "Bored Panda" hat vor kurzem die 50 besten Elfen-Inszenierungen veröffentlicht. Britische Webseiten geben Eltern Tipps, wo sie die Gestalt überall verstecken können: Sie schaut aus Cornflakes-Packungen, aus Besteckschubladen, angelt einen Spielzeughai aus dem Waschbecken oder baumelt an einer Unterhosenschaukel von der Decke.

In den sozialen Netzwerken scheint es, als ob "The Elf on the Shelf" Erwachsene mindestens genau so aufregt wie die Kinder. Manche machen sich sogar die Arbeit und frieren sie ein.

Junges Phänomen

Interessant ist, dass das Phänomen relativ neu wiederbelebt wurde (die Helfer des Weihnachtsmannes haben Tradition): Das Buch "The Elf on the Shelf" wurde 2004 von der Amerikanerin Carol Aebersold und ihren Töchtern geschrieben und jahrelang vermarktet. Erst 2013 war es auf Platz eins der "USA Today"-Bestsellerliste. Bleibt abzuwarten, ob die Aufregung über die Figur ein Hype ist oder tatsächlich zur Tradition wird. (adem, 18.12.2018)