Kärnten verbietet sämtliche Mixturen mit Glyphosat.

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Graz – Seit dem Entscheid einer Jury im US-Bundesstaat Kalifornien, dass das Unkrautvernichtungsmittel Roundup mit dem Wirkstoff Glyphosat kausal zur Entstehung der Krebserkrankung des Klägers Edwin Hardeman beigetragen habe, ist beim Chemiekonzern Bayer Feuer am Dach. Seit der Übernahme von Monsanto, dem Glyphosat-Produzenten, hat Bayer laut "Handelsblatt" 30 Milliarden Euro an Wert eingebüßt.

Die Gefährlichkeit des Herbizids ist nicht erst seit dem US-Urteil auch in Österreich Gegenstand von Debatten. Bisher allerdings ohne Konsequenzen. Nun prescht aber das Bundesland Kärnten vor und beschließt in der donnerstägigen Landtagssitzung als erste europäische Region ein Verbot des Einsatzes von Glyphosat und einer Reihe weiterer biologisch nicht abbaubarer Stoffe für private Anwender. Unter den EU-Staaten verbietet Frankreich seit Anfang des Jahres für Hobbygärtner und Privatpersonen den Einsatz von Glyphosat, das EU-weit noch zugelassen ist.

Auch in Kärnten soll das Verbot des Umweltgifts vorerst auf den Privatgebrauch – mehr ist landespolitisch nicht möglich – beschränkt bleiben. Ziel sei es aber, heißt es in der Landesregierung, dass bundesweit ein generelles Verbot des Herbizids, auch in der Landwirtschaft, erlassen werde.

Vorbild für Österreich

"Wir übernehmen mit Kärnten eine Vorbildwirkung innerhalb Österreichs und wollen ein Signal setzen: Seht her, wir in Kärnten zeigen, was möglich ist, um die Gesundheit der Menschen zu schützen und unseren Kindern eine gesunde Umwelt zu hinterlassen. Auch gegen Widerstände und Lobbyinteressen", sagt Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ). "Wir haben in Kärnten getan, was in unseren Möglichkeiten liegt. Jetzt ist die Bundesregierung dran, rasch nachzuziehen." Auch Koalitionspartner ÖVP ist im Boot und für das Verbot. ÖVP-Landesrat Martin Gruber bezeichnet den Landtagsbeschluss als "wichtigen und richtigen Schritt".

In den anderen Bundesländern regieren die dortigen Regierungen nach wie vor zurückhaltend. In der Steiermark zeigt der für die Causa zuständige SPÖ-Landesrat Anton Lang, aber auch dessen Koalitionspartner ÖVP Bedenken. Sie wollen dem Kärntner Beispiel nicht folgen. Es gebe noch juristische Unwägbarkeiten zu bedenken, man wolle eine österreichweite Lösung abwarten. Dies, obwohl Lang bereits Ende 2017 angekündigt habe, ein steirisches Glyphosat-Verbot in die Wege leiten zu wollen, kritisieren die Grünen. "Es ist noch immer nichts passiert", moniert die grüne Landtagsabgeordnete Sandra Krautwaschl.

Die Vermutung der Grünen für das Zögern der Landesregierung: Der starke Bauernbund wehre sich standhaft und wolle verhindern, dass die Tür für ein generelles Verbot aufgemacht wird. Erfolglos blieben bisher auch Vorstöße für ein Verbot in Oberösterreich und Salzburg. (Walter Müller, 28.3.2019)