Straßenbahnen sind in den Außenbezirken oft Luxus.

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Wien – Die Menschen aus den Außenbezirken wollen in die Innenstadt gelangen, wurde bisher angenommen. Dementsprechend ist das Wiener Nahverkehrsangebot ausgerichtet: Von außen nach innen und wieder raus.

Doch eine Studie der Arbeiterkammer (AK), die am Dienstag präsentiert wurde, zeigt: Gerade in den Außenbezirken wird zunehmend quergependelt, also zum Beispiel – und das passiert besonders oft – von Flordisdorf nach Donaustadt und wieder zurück. Oder, auch das kommt häufig vor, von Meidling nach Favoriten. Als Außenbezirke werden in der Studie die Bezirke 10 bis 23 mit Ausnahme des 15. und 20. angenommen – deren Lage entspricht eher einem Innenbezirk.

Das Problem allerdings, wie die AK feststellte, ist, dass das Pendeln in den Außenbezirken recht mühsam ist: Dort gibt es, wenn überhaupt, nur Busse, die selten und Zick-Zack fahren, und wer auf sie wartet, tut das oft ohne Sitzgelgenheit oder gar ohne Wartehäuschen. So gebe es etwa in Innebezirken rund 17 Haltestellen pro Quadratkilometer, in den Außenbezirken nur acht. Außerdem seien die Intervalle der Öffis am Stadtrand oft lang. Und: Viele Außenbezirke gelten als Stadtentwicklungsgebiet, darum ist davon auszugehen, dass die 300.000 Menschen, die momentan vom eher dürftigen Öffi-Verkehr betroffen sind, künftig mehr werden.

International im Spitzenfeld

Die AK schlägt also den Ausbau des öffentlichen Verkehrsnetzes vor: Schon bestehende S-Bahn-Anlagen sollen weiter ausgebaut werden, etwa im Norden am Gewerbepark Stadlau. Zudem, rechnet die AK vor, werden 37 neue Kilometer Straßenbahnstrecke benötigt, besonders im 10., 11., 12., 21. und 22. Bezirk. Acht neue Buslinien sollen die Bezirke auf beiden Seiten der Donau besser verbinden, auch rund um Simmering seien einige Busbeschleunigungen von Nöten. Und: Die Bushaltestellen sollen mit Wartehäuschen und besseren Informationen gut ausgestattet werden.

Der Kostenpunkt für den Straßenbahn- und Buslinienausbau, sofern er denn umgesetzt werden würde, liege bei etwa einer Milliarde Euro – allein für die Errichtung, nicht aber für den Betrieb. Der Ausbau des S-Bahn-Netzes wäre mit 800 Millionen deutlich günstiger, zudem die Kosten im S-Bahn-Fall zu einem Großteil vom Bund übernommen werden.

Dennoch, auch das betont die AK: Das Wiener Öffi-Netz liegt im internationalen Vergleich im Spitzenfeld: Sowohl was die Nutzung (38 Prozent), als auch die Leistbarkeit (365 für eine Jahreskarte). (elas, 2.7.2019)