Ivo Hajnal grinst nicht für Kameras. Angesichts der politischen Lage der Nation ist ihm das Lachen längst vergangen.

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Innsbruck- Wahlkampf ist kein Zuckerschlecken. Das sah man KPÖ-Spitzenkandidat Ivo Hajnal an, als er auf dem Innsbrucker Franziskanerplatz versuchte, Passanten anzusprechen. Die meisten machten einen weiten Bogen um ihn und sein kleines, Flugblätter verteilendes Team. "Viele glauben wohl, dass KPÖ etwas Ansteckendes ist", merkte der Professor trocken an.

Hajnal ist die Antithese zum dauergrinsenden, händeschüttelenden Politikertypus, der momentan die Fußgängerzonen unsicher macht. Der Sprachwissenschafter und Vorsitzende des Senates der Universität Innsbruck wirkte fast peinlich berührt, dass er hier mit seiner politischen Überzeugung hausieren gehen sollte. Während seine Mitstreiter fleißig auf die Menschen zugingen, wartete Hajnal auf bekannte Gesichter, die er ansprach.

Albtraum jedes PR-Beraters

In Innsbrucks Innenstadt war das ein Leichtes. Hier kennt man den hageren, großgewachsenen Mann mit der Drahtgestellbrille. Es waren Hajnals Arbeitskollegen, Studenten oder Nachbarn, die für eine kurzen Ratscher innehielten. Er selbst findet es immer noch "komisch", sein Konterfei auf Wahlplakaten zu sehen. Doch einer müsse schließlich vorangehen, ist er überzeugt, das Richtige zu tun.

Eigentlich hatten sich Hajnal und die Bewegung Ali (Alternative Liste Innsbruck) Anfang des Jahres vorgenommen, die österreichische Linke langfristig zu einem Bündnis zu einen. Erste Treffen und Gespräche wurden organisiert. "Plötzlich passierten Ibiza und diese komische Wahl. Und dann kam ich aus dieser Nummer nicht mehr raus", fasste er die Gründung des linken Wahlbündnisses zusammen.

Eher Autonomer als Kommunist

Hajnal selbst sieht sich nicht als Kommunisten, sondern vielmehr als Autonomen. Seine politische Sozialisation passierte im Zürich der 1970er-Jahre. Dass sich heute Menschen noch immer an Labels wie kommunistisch stören, kann er nicht nachvollziehen: "Wenn man in einer Zeit lebt, in der Neonazi-Sprüche wieder geduldet werden, aber der Name KPÖ polarisiert, dann läuft hier etwas gründlich falsch."

Inhaltlich konzentriert sich das KPÖ-Bündnis auf klassische linke Themen wie leistbare Mieten, faire Löhne und Arbeitszeiten. Doch man geht mit der Zeit und schreibt sich auch den Kampf gegen den Klimawandel auf die roten Fahnen. Diese grünen Themen vertrat beim Wahlkampf auf dem Franziskanerplatz die Tiroler Nummer zwei der KPÖ, Hany Plattner-Dvorak.

"Sorry, i kim grod vom Heig'n", entschuldigte sie ihre Verspätung. Die rotbackige und redselige Bäuerin aus dem Schmirntal steuerte freudig auf die Menschen zu und erklärte, warum die ihr Kreuzerl bei der KPÖ machen sollten: "Weil es endlich eine starke linke Kraft braucht!"

Aus Überzeugung wählen

Die Botschaft kam mitunter auch an. Etwa bei Jana (21), Studentin. Sie war eine der wenigen, die auf die KP-Wahlkämpfer und -Wahlkämpferinnen zuging, um sich zu informieren. Sie habe sich online auf der Seite wahlkabine.at vorinformiert: "Meine Einstellungen passen zur KPÖ, hieß es dort. Darum will ich nun mehr wissen." Ihr sei wichtig, aus Überzeugung zu wählen, daher wäre für sie ein Kreuz bei der KPÖ auch keine verschenkte Stimme.

Dass die Chancen auf einen Einzug in den Nationalrat gering sind, weiß Hajnal: "Ich bin nicht wahnsinnig optimistisch." Trotzdem sei das Antreten wichtig. Wobei eine echte Veränderung wohl nur passieren könne, wenn man den Einzug schaffe, glaubt er.

Eine Mitschuld an der Aussichtslosigkeit sieht er bei den Medien: "Es gibt unzählige TV-Duelle mit den immer gleichen Leuten, aber wir wurden nie eingeladen." Er habe das Gefühl, ohne Bildschirmpräsenz im "luftleeren Raum" zu agieren, das mache den Wahlkampf "mental schwierig" . Aufgeben sei trotzdem keine Option, sagte Hajnal, der dem "berechnenden Wahnsinn von rechts etwas entgegensetzen" will. (Steffen Arora, 24.9.2019)