Die Summen sind so unvorstellbar hoch, dass sich ohnehin niemand etwas unter diesen Zahlen vorstellen kann. Zählt man all das Geld zusammen, das die Staaten weltweit bisher im Kampf gegen die Corona-Krise mobilisiert haben, kommt man laut dem Internationalen Währungsfonds (IWF) auf fast 8000 Milliarden US-Dollar. Zum Vergleich: Die globale Wirtschaftsleistung liegt bei gut 90.000 Milliarden. Die Weltgemeinschaft hat also fast ein Zehntel der jährlichen Wirtschaftsleistung in Anti-Corona-Maßnahmen investiert, um die Wirtschaft vor dem Kollaps zu bewahren. Dabei stehen wir erst am Anfang der Krise.

Die Klimakrise stellt das größere Problem für die Welt dar als das neuartige Coronavirus.
Foto: imago/Christoph Hardt

Die spannende Frage, die sich heute nicht mit Gewissheit beantworten lässt, ist, was die langfristigen Folgen dieser gewaltigen Hilfen sein werden. Sicher ist, dass die Maßnahmen alternativlos sind, weil Nichtstun uns alle noch um ein Vielfaches teurer kommen würde. Denn ließe man die Vernichtung von Jobs und Unternehmen ungebremst voranschreiten, wäre das ökonomische Desaster noch viel größer. Und es gibt durchaus auch Gründe dafür, nicht in Fatalismus zu versinken. Der Aufschwung wird kommen, und wohlhabende Länder wie Österreich haben genügend finanziellen Spielraum, um sich die Anti-Krisen-Maßnahmen leisten zu können. Die Zinsen sind extrem niedrig, die Schuldenaufnahme war noch nie so günstig.

Aber damit sich eben niemand täuscht: Die langfristigen Kosten werden zu Verteilungskämpfen führen und unsere Gesellschaften noch einmal auf die Probe stellen. Das beginnt schon damit, dass in den kommenden Jahren und Jahrzehnten der Bedarf an unglaublich vielen langfristigen Investitionen gegeben ist. Da ist die Klimakrise, die à la longue jedenfalls das größere Problem für die Welt darstellt als das neuartige Coronavirus. Eine ökosoziale Steuerreform und Investitionen in saubere Energie und sauberen Verkehr brauchen wir mehr denn je. Diese Ausgaben lassen sich nicht ewig lang aufschieben, Corona hin oder her.

Daneben werden Investitionen in Bildung dringend benötigt wie auch in die Erneuerung und den Ausbau von Infrastruktur. Wäre all das Geld, das in der Corona-Krise ausgegeben wird, für Schulen, Kindergärten, Universitäten und die Ökologisierung aufgewendet worden, hätten wir wahre Bildungstempel erreichten können und die Klimakrise vielleicht nicht überwunden, wohl aber entschärft. Das sind die Opportunitätskosten dieser Krise. Sie sind gewaltig und werden in den kommenden Monaten noch deutlich steigen. (András Szigetvari, 16.4.2020)