Wien – An der Krankheit Covid-19 sind laut offizieller Statistik mit Mittwochvormittag (10 Uhr) in Österreich 552 Menschen gestorben. Während andere Länder mehr demografische und klinische Informationen bereitstellen – vom STANDARD im Artikel "Aktuelle Zahlen zum Coronavirus" aufgegriffen –, hat das Gesundheitsministerium erst Mitte April begonnen, im Dashboard weitere Informationen zu den österreichischen Todesfällen zu veröffentlichen.

Die Daten stammen aus dem Epidemiologischen Meldesystem (EMS) und sollen all jene erfassen, "die tatsächlich an Covid-2019 gestorben sind". Die nachfolgenden Zahlen beziehen sich – soweit nicht anders angegeben – auf Sonntagvormittag. Für diesen Zeitpunkt hat der STANDARD vom Gesundheitsministerium etwas genauere Todesfall-Daten aus dem EMS erhalten. 518 an Sars-CoV-2 gestorbene Menschen verzeichnete das EMS zu diesem Zeitpunkt, insbesondere Personen der Altersgruppe 65+, wie die folgende Grafik zeigt.

Große Mehrheit der Verstorbenen älter als 64

Ein erhöhtes Sterberisiko älterer Menschen an dem neuartigen Coronavirus wird noch deutlicher, wenn man die Anzahl der bestätigten Covid-19-Infektionen betrachtet: Während knapp 23 Prozent der bestätigten Fälle in Österreich in der Altersgruppe 65+ zu finden sind, liegen die Todesfälle zu 94 Prozent in dieser Altersgruppe. 30 Covid-19-Verstorbene waren jünger als 65, 488 an dieser Erkrankung Verstorbene aber über 64.

Aus den bekannten Infektions- und Todesfällen lässt sich eine vorläufige Sterblichkeitsrate nach Altersgruppe berechnen – ohne zu wissen, wie viele Menschen in Österreich sich tatsächlich mit dem Virus infiziert haben oder wie viele Menschen tatsächlich an dem Erreger gestorben sind (Stichwort Dunkelziffer).

Der Altersmedian der Verstorbenen liegt in Österreich bei 82 Jahren: Die eine Hälfte der Verstorbenen ist jünger, die andere Hälfte älter. Ähnlich sind die Altersmediane bei Covid-19-Todesfällen in anderen Ländern: 81 Jahre in Italien, 82 in Deutschland, 83 in Spanien und 84 in der Schweiz.

Männer härter getroffen

Dass Sars-CoV-2 Männer härter trifft, sie also eine höhere Sterblichkeitsrate als Frauen aufweisen, haben bereits die Zahlen aus anderen Ländern gezeigt. Das trifft auch in Österreich zu: Während die bekannten Covid-19-Infektionen zu 49 Prozent Männer betreffen, sind 56 Prozent der Verstorbenen Männer.

Der Geschlechterunterschied zeigt sich zudem beim Altersmedian: Dieser liegt bei den verstorbenen Männern bei 80 Jahren, bei den verstorbenen Frauen bei 85 Jahren. Die folgenden Grafiken zeigen, wie sich die Todesfälle nach Geschlecht und Altersbereich auf die Bundesländer verteilen.

Hotspots Tirol und Steiermark

Wie berichtet hat Österreich seit Mitte April zwei Covid-19-Todeszahlen – und "keine ist falsch". Insofern gibt es etwas divergierende Zahlen. Unabhängig davon werden die meisten Todesfälle aber in Wien, der Steiermark und Tirol verzeichnet. Legt man diese auf die Zahl der Einwohner und Einwohnerinnen um, ergibt sich ein anderes Bild: Dann liegt der Corona-Hotspot Tirol vor der Steiermark, wo von einer alarmierenden Entwicklung in den Alters- und Pflegeheimen die Rede ist.

Einfluss von Vorerkrankungen

Im fortgeschrittenen Alter laufen Menschen mehr Gefahr, an dem Erreger zu sterben, und auch für Menschen mit Vorerkrankungen besteht ein höheres Sterberisiko, zeigen die Zahlen aus anderen Ländern. In Österreich werden diese Daten offenbar nicht erhoben: Etwaige Vorerkrankungen werden im Epidemiologischen Meldesystem (EMS) nicht erfasst, heißt es dazu aus dem Gesundheitsministerium.

Die Auswertung der Berichte zu den ersten 50 Todesfällen hierzulande ergab, dass bei 35 Verstorbenen Vorerkrankungen gemeldet wurden, also bei 70 Prozent. Ein ähnliches Bild ergeben die Zahlen aus Kärnten und Tirol, den einzigen zwei Bundesländern, die auf ihren Webseiten über Vorerkrankungen von Menschen informieren, die mit dem Coronavirus gestorben sind. Demnach hatten in Kärnten elf von zwölf Todesfällen Vorerkrankungen, in Tirol mindestens 74 von 105 Verstorbenen (Stand Mittwochfrüh). (Daniela Yeoh, 29.4.2020)