In Wolfurt in Vorarlberg haben Rhomberg Bau und der gemeinnützige Bauträger Wohnbauselbsthilfe im vergangenen Jahr ein Forschungsprojekt fertiggestellt. Dabei wurden zwei fast idente Wohnhäuser gebaut, eines davon aber in Holz-Hybrid-Bauweise (Treppenhaus und Wohnungstrennwände aus Stahlbeton), einmal in "klassischer" mineralischer Bauweise. Über erste Ergebnisse des Forschungsprojekts, das in Zusammenarbeit mit dem Energieinstitut Vorarlberg abgewickelt wurde, hat DER STANDARD bereits berichtet, nun liegt auch der Abschlussbericht vor.

Untersucht wurden mehrere Parameter, unter anderem natürlich die Baukosten. Hier zeigte sich, dass ab einer Höhe von drei Geschoßen ein Holzbau in Vorarlberg teurer ist als ein Massivbau mit Wärmedämm-Verbundsystem (WDVS), und dieser Unterschied nehme mit der Anzahl an weiteren Geschoßen zu, heißt es im Bericht. Als Hauptgründe dafür werden die "mitwachsenden" Wandstärken der tragenden Wände beim Holzbau genannt (was die Wohnnutzfläche im Holzbau deutlich reduziert und somit die Verwertbarkeit beeinträchtigt) sowie die Anforderungen an den Brandschutz. Letzteres schlage sich vor allem beim Sprung von drei (Erdgeschoß plus zwei) auf vier Geschoße nieder.

Das Projekt in Wolfurt wurde im vergangenen Jahr fertiggestellt.
Foto: Weissengruber & Sivion

Interessant ist hier der Vergleich mit Wien. Denn in Vorarlberg liege der Betonpreis bei 140 bis 150 Euro je Kubikmeter, in Wien zwischen 80 und 90 Euro. Das wäre also ein noch klarerer Preisvorteil für den Massivbau in Wien gewesen. Überdies liegen in der Bundeshauptstadt die Kosten für das Gewerk Holzbau laut der Studie um 14 bis 16 Prozent höher als in Vorarlberg.

Wo der Holzbau klar vorn lag, sind die Baudauer (30 bis 40 Prozent rascher als der Massivbau) und die Ökobilanz. 20 bis 30 Prozent weniger Transporte zur Baustelle fielen beim Holzbau an, der hohe Vorfertigungsgrad führte außerdem zu einer besseren Qualität in der Bauausführung. Veranschaulicht wird das am Beispiel der Fenster: Beim Holzbau werden sie noch im Werk fix-fertig in die Fassadenelemente eingebaut, "im Trockenen und bei optimalen Temperaturen". Beim Massivbau müssen die Fenster "zuerst in die jeweiligen Geschoße befördert werden und sind in vielen Fällen bereits nach dem Einlagern beschädigt". Der Einbau erfolge dann oft unter Zeitdruck und weiteren "nicht optimalen" Bedingungen wie Nässe, Kälte, Hitze.

375 Tonnen Differenz

Auch bei der Ökobilanz konnte die Holzbauvariante bei allen drei untersuchten Indikatoren wesentlich besser abschneiden. Am deutlichsten war der Unterschied beim "Globalen Erwärmungspotenzial", hier wurde eine Differenz von 375 Tonnen CO2-Äquivalenten gegenüber dem Massivbau errechnet. "Dies entspricht den CO2-Emissionen für Heizung und Warmwasser des Gebäudes über 90 Jahre", heißt es im Bericht.

Was den Vergleich der beiden Gebäude diffizil machte, ist die Tatsache, dass aus städtebaulichen Gründen die Gebäudehöhen variiert werden mussten: Das Holzgebäude hat fünf oberirdische Geschoße und umfasst 18 Wohnungen, einen Fahrradraum, einen Müllraum sowie einen Gemeinschaftsraum. Der mineralisch realisierte Baukörper hat vier oberirdische Geschoße und umfasst 15 Wohnungen, einen Fahrradraum sowie einen Müllraum.

Weil es eine gemeinsame Tiefgarage und gemeinsame Außenbereiche gibt, konnten zudem manche Vorteile des Holzbaus nicht lukriert werden (also etwa eine wesentlich frühere Übergabe an die Nutzer). Das Fazit der Projektpartner ist aber eindeutig: "Holz hat über alle Untersuchungen hinweg die Nase leicht vorn", sagt Christian Jauk, Projektleiter bei Rhomberg Bau. Man sieht allerdings bei beiden Bauweisen noch Verbesserungspotenziale.

Beim Verkauf der Eigentumswohnungen wurden kaum Unterschiede festgestellt. Anfangs wollten zwar Kunden im Holzbau auch die weißen Betondecken des Massivbaus, nach Vor-Ort-Besichtigung der Decken in Vergleichsobjekten "wurden diese Wünsche jedoch in der Regel revidiert". (Martin Putschögl, 25.07.2020)