Immer diese Sperrstunde! Sie kommt meistens dann, wenn es gerade am gemütlichsten oder am ausgelassensten ist. Jeder hat den Geduldsfaden einer Wirtin oder eines Wirts schon einmal strapaziert. Sogar der Herr Bundespräsident. Man bleibt einfach sitzen oder probiert es mit der Bestellung eines wirklich allerletzten Fluchtachterls. Manche Wirte kapitulieren dann, schreiben das Achterl auf die Rechnung von morgen, dämpfen das Licht und sperren das Lokal zu, um keine Nachtschwärmer mehr anzulocken.

Das Feiern geht nach der Sperrstunde fröhlich weiter.
Foto: Veronika Huber

Wie man hört, machen manche Betreiber von Nachtlokalen diese Ausnahme jetzt recht ungeniert zur Regel. Nach der wegen der Corona-Krise vorverlegten Sperrstunde wird auf geschlossene Gesellschaft umgeschaltet, das Feiern geht fröhlich weiter. Und selbstverständlich auch das Kassieren, denn gratis war der Alkohol schon in den geheimen Speakeasys während der Prohibition in den USA nicht.

Niemand möchte ein Spielverderber sein, aber die Vergangenheit hat eben gezeigt, dass Lokale, in denen niemand mehr vom Babyelefanten lallt, eine geradezu ideale Umgebung für die Weitergabe des Coronavirus sind. Kaum zu glauben, dass nach dem Kitzloch-Desaster Lokalbetreiber immer noch das Risiko eingehen, zum Ausgangspunkt eines Superclusters zu werden. Denn wenn das geschieht, ist der Ofen endgültig aus.

Zur Erinnerung: Das Virus hat die Party gecrasht. Jetzt geht es darum, nicht zum Mittäter zu werden. (Michael Simoner, 16.9.2020)