Ganz kalt lässt der Gedanke vom schnellen Geld niemanden. Ein Leben, wie es Leonardo DiCaprio im The Wolf of Wall Street führt, hat schon etwas Verführerisches – zumindest eine Zeitlang. Die vergangenen Monate haben recht eindeutig gezeigt, dass Investieren an der Börse in der breiten Masse angekommen ist – zumindest in den USA. Das gilt auch für Personengruppen, bei denen man es nicht vermuten möchte. Jugendliche organisieren sich in Internetforen, um gegen große Hedgefonds in den finanziellen Kleinkrieg zu ziehen und ihnen eins auszuwischen. Dieses Ziel ist mindestens genauso blauäugig wie ambitioniert.

Hedgefonds wetten gerne gegen marode Unternehmen und profitieren von den Kursverlusten durch Leerverkäufe – das vielzitierte Shorten. Im Gegenzug setzt die Internet-Community auf die Papiere dieser Firmen und treibt den Preis in die Höhe. Der Hedgefonds verliert auf kurze Sicht viel Geld; aber jene, die ihr Erspartes in überteuerte Aktien stecken, schlussendlich auch. Denn es geht meist um defizitäre Unternehmen mit überholten Geschäftsmodellen, wie etwa den Videospielhändler Gamestop oder die Kinokette AMC Entertainment.

Egal ob Robin-Hood-Mentalität oder einfach nur Gier – dieser Zugang zum Investieren hat wenig Zukunft. Aber diese jungen Menschen kennen sich in der Finanzwelt zumindest ein wenig aus. Bei uns fehlt es oft an grundlegender Finanzbildung. Diese sollte bei Schülerinnen und Schülern beginnen.

Schuldenspiralen

Sein Geld nicht an der Börse zu verbrennen, ist die eine Sache. Viel wichtiger ist es jedoch, Kinder und Jugendliche frühzeitig vor Schuldenspiralen zu bewahren. Ein beworbenes Null-Euro-Handy kostet beispielsweise nicht null Euro. Wer einen Zweijahresvertrag abschließt, kommt nach einem halben Jahr nicht einfach so wieder heraus. Und wer seine Fixkosten nicht im Blick hat, rutscht automatisch ins Minus.

In der Schule lernt man das immer noch nicht. Es hilft wenig, wenn man komplexe Integralrechnungen lösen kann, aber mit 17 schon verschuldet ist. Das soll kein Angriff auf die höhere Mathematik sein, aber beim Thema Finanzbildung sind die Lehrpläne seit langem unterentwickelt.

Das Versprechen, finanzielle Bildung zu stärken, steht in jedem Regierungsprogramm, unabhängig von der Farbkombination. Derzeit werden Lehrpläne gerade überarbeitet. Es ist überfällig, dass zur Abwechslung einmal wirklich was passiert. (Andreas Danzer, 1.7.2021)