Der ehemalige Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) ist auf dem Weg der Besserung. Bis Herbst will er wieder fit sein. Im April hat er seinen Posten als Minister aus gesundheitlichen Gründen zurückgelegt.

Foto: ook
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Wien – Kraft und Energie kämen zurück, und auch die gesundheitlichen Auswirkungen gingen vorbei. "Ich bin optimistisch, dass ich im Herbst wieder fit bin", betonte Ex-Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) am Freitag vor Journalisten.

Dann will Anschober als Selbstständiger Vorträge halten, Beratungsjobs übernehmen, Kolumnen schreiben und an seinem Buch arbeiten. Sieben Verlage hätten sich bereits bei ihm gemeldet, nachdem er bei seinem gesundheitsbedingten Rücktritt Mitte April von einem Romanprojekt erzählt hatte. Derzeit werde dafür die Auswahl finalisiert.

Rückzug als Minister im April

Damals im April sprach Anschober bei einer kurzfristig angesetzten "persönlichen Erklärung" von einer "Überlastungssituation". Und: Er sei "überarbeitet und ausgepowert", sagte der 60-jährige Oberösterreicher. Daher hatte er sich gemeinsam mit seinen Ärzten entschieden, sein Amt nach 15 Monaten niederzulegen. Diese Zeit bezeichnete er als "gefühlt 15 Jahre".

Seither habe er eine Pause eingelegt. Sich aus der Politik und aus dem täglichen Geschehen völlig zurückgezogen. Mit Erfolg: Der Blutdruck habe sich verbessert – ebenso die Zuckerwerte, auch wenn sich diese am langsamsten normalisieren würden.

Keine Rückkehr in die Politik

Eine Rückkehr in die Politik strebt Anschober zumindest vorerst nicht an. Nach 18 Regierungsjahren – Anschober war vor seiner Zeit als Minister in der oberösterreichischen Landesregierung – soll also vorerst Schluss sein. Ob er sich trotzdem eine Kandidatur bei der anstehenden Bundespräsidentschaftswahl 2022 vorstellen kann? Es gebe "null Anlass" zu denken, dass Alexander Van der Bellen keine weitere Periode anhänge, betonte Anschober. Und: Van der Bellen sei der beste Bundespräsident, den sich das Land in dieser schwierigen Pandemiezeit hätte wünschen können. Es wäre "nicht auszudenken", hätte ein anderer – also FPÖ-Kandidat Norbert Hofer – die Wahl gewonnen.

Auch bei der oberösterreichischen Landtagswahl im September wolle er sich bei den Grünen nicht groß einmischen und bestimmt nicht "in den Mittelpunkt" stellen.

Interesse an Pandemieentwicklung

Die Corona-Pandemie habe ihn aber trotzdem nicht ganz losgelassen. So verfolgt Anschober weiterhin internationale Medienberichte über diverse Virusvarianten und beobachtet Prognosen. Die Situation, die man derzeit in Großbritannien und Portugal erlebe, werde Österreich jedenfalls nicht erspart bleiben, fürchtet Anschober. Die sogenannte Delta-Variante sei sicher die "mit Abstand ansteckendste", die Österreich bisher erlebt habe. Er selbst werde jedenfalls an Maske und Abstand in Innenräumen festhalten – auch nach den nächsten Lockerungen am 22. Juli.

Die Maßnahmen der Regierung will Anschober aber insgesamt nicht kommentieren. "Ich will nie der Zwischenkeppler der Innenpolitik werden", sagt er. Nur so viel: Die Drei-G-Regel erachte er für sinnvoll, auch den strengeren Wiener Weg könne er nachvollziehen.

Ein klärendes Gespräch mit Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) habe es seit seinem Rücktritt übrigens nicht gegeben, sagte Anschober. Aber es gebe da auch "keinen Ballast, der aufzuarbeiten wäre". (ook, 9.7.2021)