Auf ein paar Stunden auf oder ab kommt es nun auch nicht mehr an. Das könnte man über die verspätete Vorstellung der Grünen-Ministerliste in Deutschland sagen.

Annalena Baerbock und Robert Habeck dürfen die Partei nicht vergessen.
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Doch es geht nicht um ein bisschen Verzögerung, sondern darum, was dazu geführt hat: handfeste Machtkämpfe zwischen den Realos und den Parteilinken, wie man sie von früher kennt, aber schon länger nicht mehr erlebt hat.

Der Erfolg hat bei der deutschen Ökopartei zu einem längeren Burgfrieden geführt. Als Chefs waren Annalena Baerbock und Robert Habeck so erfolgreich, dass die Basis vieles hingenommen hat – sogar dass die beiden die Kanzlerkandidatur unter sich im Hinterzimmer ausgeknobelt haben.

Dann sorgte der verpatzte Wahlkampf Baerbocks mit geschöntem Lebenslauf und abgekupferten Buchpassagen für einigen Unmut. Dass der Dampf unterm Deckel blieb, war zum Teil Habeck zu verdanken. Er hielt zu Baerbock. Und natürlich wollte niemand den Wahlkampf noch mehr gefährden.

Doch jetzt wollten die Parteilinken nicht mehr stillhalten und sich von den Oberrealos widerstandslos den früheren Parteichef Cem Özdemir als Minister vorsetzen lassen.

Der Streit beschwert den Ampelstart, und er ist auch eine Warnung: Beim Regieren dürfen Habeck und Baerbock die Partei nicht vergessen. Diese wird nicht zu allen Kompromissen bereit sein. Das könnte sich jetzt auch bei der Abstimmung über den Koalitionsvertrag schon zeigen. (Birgit Baumann, 26.11.2021)