Markus Gstöttner (35) wird künftig das Kabinett von Karl Nehammer (ÖVP) leiten. Der Wiener studierte Wirtschaft in London und war danach sechs Jahre Berater bei McKinsey, ehe er 2017 in den innersten Zirkel von Sebastian Kurz aufgenommen wurde und zunächst wirtschaftspolitischer Berater wurde.

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Wenn es heißt, dass alle aus Sebastian Kurz’ engstem Kreis mit dessen Rückzug aus der Politik selbst an Macht und Einfluss verlieren, dann stimmt das nicht ganz: Denn mit Markus Gstöttner leitet auch künftig ein Kurz-Intimus das Kanzlerkabinett. Für seine Beförderung – Gstöttner war seit der Regierungsbildung mit den Grünen stellvertretender Kabinettschef – dürfte das aber nicht der ausschlaggebende Grund gewesen sein. Gstöttner hat das notwendige Know-how, er gilt als Arbeitstier, als spröder, selten humoriger Verhandler, der inhaltlich immer top bewandert ist und auch das grüne Gegenüber gut kennt. Unter anderem verhandelte der begeisterte Jogger die ökosoziale Steuerreform mit.

Lebenslauf mit vielen Stationen

Vor allem aber hat der 35-jährige Wiener einen interessanten Lebenslauf: Matura im elitären Schottenstift-Gymnasium, das damals noch eine reine Bubenschule war. Danach ein Wirtschaftsstudium an der London School of Economics. Währenddessen Praktika bei der Grameen Bank des Friedensnobelpreisträgers Muhammed Yunus in Bangladesch, im Investmentbanking und schließlich bei der Unternehmensberatung McKinsey, wo Gstöttner nach seinem Abschluss sechs weitere Jahre blieb. Dort sucht er sich immer wieder Projekte im Ausland. Die Schnittstelle zwischen Entwicklungsarbeit und Politik interessiert Gstöttner dabei am meisten. Er arbeitet in Pakistan und stellt im Libanon ein Pro-bono-Projekt auf die Beine, das syrischen Flüchtlingskindern Bildung ermöglichen soll.

Dass Gstöttner mit seiner Arbeit auch etwas Sinnstiftendes leisten möchte, führt er auf den Einfluss seiner 2013 verstorbenen Mutter zurück. Diese Absicht sei es auch gewesen, was ihn in die Politik geführt habe. Die Partnerschaft bei McKinsey ließ er dafür sausen.

Lange vorbereiteter Wechsel in die Politik

Gearbeitet hatte Gstöttner an diesem Wechsel schon lange. Sebastian Kurz und die Art und Weise, wie er Politik machte, hätten ihn begeistert – vor allem wie der Altkanzler über Migration und Integration gesprochen habe. Gstöttner lernt 2013 Bernhard Bonelli kennen, den er nun als Kabinettschef beerbt. Es entsteht eine Freundschaft, nach einigen Jahren auch zu Kurz selbst, den er zunächst in Wirtschaftsfragen berät.

Gstöttner kam zu einem Zeitpunkt in dessen Kreis, als die berüchtigten Chats, die jetzt zu strafrechtlichen Ermittlungen geführt haben, bereits ausgetauscht waren. Seinen Job kann er auch dem Umstand verdanken, dass er daran nicht beteiligt war. (Lara Hagen, 6.12.2021)