Die Festspiele 2022 finden von 18. Juli bis 31. August statt.

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Salzburg – Bevor Festspielintendant Markus Hinterhäuser die Premieren des Sommers 2022 bekanntgab, tauchte die scheidende Präsidentin in die Welt der Quantität ein: "Ich flüchte mich in Zahlen, damit mich die Rührung nicht übermannt oder überfraut. Ich bin ja Feministin", sagte Helga Rabl-Stadler und rekapitulierte ihre 27 Festspieljahre. Sie habe sechs Intendanten erlebt, dabei auch zehn Kulturminister und -ministerinnen.

Sponsoren und Mäzene wiederum hätten in ihrer Zeit 160 Millionen Euro bereitgestellt, was der Aufrüstung der Felsenreitschule und dem Neubau des Mozarthauses geholfen hätte. Eben dorthin wird Hinterhäuser, der Dantes Göttliche Komödie als Bezugspunkt für das nächste Programm (18. Juli bis 31. August) definiert, die Wiederaufnahme der Zauberflöte verlegen (Regie Lydia Steier, Dirigat Joana Mallwitz).

Works in progress

Sie käme weiterentwickelt wieder, wie auch die Aida in der Regie von Shirin Neshat. Die Neuinszenierungen bringen Begegnungen mit hochkarätigen alten Bekannten: Romeo Castellucci inszeniert einen Tandemabend aus Bartóks Herzog Blaubarts Burg und Carl Orffs Mysterienspiel De temporum fine comoedia. Wie bei Don Giovanni wird Teodor Currentzis dirigieren, diesmal das Gustav Mahler Jugendorchester.

Christof Loy kommt als Regisseur von Puccinis Il Trittico zurück und hat Dirigent Franz Welser-Möst und (in allen drei Hauptrollen) Asmik Grigorian an seiner Seite. Schließlich Regisseur Barrie Kosky: Er wird Janáčeks Operndrama Káta Kabanová inszenieren (Jakub Hrůša dirigiert die Philharmoniker), während von den Salzburger Pfingstfestspielen Rossinis Il Barbiere in der Regie von Rolando Villazón anreist – mit Cecilia Bartoli natürlich.

Tolle Pianisten, die man kennt

Die Ouverture spirituelle bringt u. a. Arthur Honeggers Oratorium Jeanne d’Arc au bûcher, bei dem Filmstar Isabelle Huppert rezitierend zu erleben ist. Auch hört man in konzertanter Fassung Wolfgang Rihms Oper Jakob Lenz (Rihm ist wie Bartók ein Schwerpunkt gewidmet). Solisten und Solistinnen? Geigerin Patricia Kopatschinskaja ist zugegen wie auch die Pianisten Pierre-Laurent Aimard, Igor Levit, Evgeny Kissin, Grigory Sokolov, Daniil Trifonov, Arcadi Volodos und Fazıl Say. Im Vokalbereich hört man u. a. Diana Damrau und Elīna Garanča.

Theaterüberschreibung

Der Jedermann bleibt auf dem Domplatz. Aber das Theater weicht wegen des Umbaus des Landestheaters vielfach ebenfalls aus – etwa in die Uni Mozarteum. Auf der Perner-Insel wird Ivo van Hove in Kooperation mit dem Burgtheater Ingolstadt, ein Marieluise-Fleißer-Mash-up, gestalten. Yana Ross inszeniert Schnitzlers Reigen in der Szene Salzburg: Zehn Autorinnen und Autoren wie Lydia Haider, Sharon Dodua Otoo, Hengameh Yaghoobifarah oder Lukas Bärfuss haben je eine Szene des Originals überschrieben.

Als Neubefragung eines Klassikers stellt sich auch Ewelina Marciniaks Iphigenia-Abend dar. Die Polin nimmt Vorlagen von Euripides, Racine oder Goethe auf, um sie mit dem Ensemble des Koproduktionspartners Thalia Theater fortzuschreiben. Regisseur Thorsten Lensing ist schließlich mit Verrückt nach Trost zu erleben. Das neue Stück wird er mit Sebastian Blomberg, Anna Grisebach, Ursina Lardi und Devid Striesow erarbeiten.

Insgesamt werden 224.933 Karten mit einer Preisspanne zwischen fünf und 455 Euro aufgelegt. Natürlich: 2022 bleibt die Corona-Pandemie ein Unsicherheitsfaktor, weshalb Intendant Hinterhäuser "beim Begriff des nicht vorauseilenden Pessimismus" bleibt. (Ljubiša Tošic, 11.12.2021)