Auch heuer findet die Leipziger Buchmesse nicht statt. Die normalerweise Mitte März überlaufenen Hallen bleiben leer.

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Auch heuer findet die ursprünglich für 17. bis 20. März anberaumte Leipziger Buchmesse wegen der Corona-Situation nicht statt. "Leider sehen sich viele Aussteller und Ausstellerinnen aufgrund der Unwägbarkeiten der Pandemie aktuell nicht in der Lage, für eine solch große Publikumsveranstaltung zuverlässig zu planen. Das führte kurzfristig zu vielen Absagen", erklärte Martin Buhl-Wagner, Geschäftsführer der Leipziger Messe, am Mittwoch. Laut Buchmessedirektor Oliver Zille führe "die volatile pandemische Lage bei sehr vielen Ausstellerinnen zu personellen Engpässen". Also habe man sich in Abstimmung mit dem Beirat entschieden, die Veranstaltung abzusagen.

Von einem "schweren Schlag" für die Branche spricht in einer ersten Reaktion Karin Schmidt-Friderichs, die Vorsteherin des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels. "Die Messe wäre für das Buch und alle, die dafür und davon leben, sehr wichtig gewesen. Nun fehlt den Verlagen und ihren Autor*innen einmal mehr jene so lang ersehnte Bühne."

Bereits die dritte Absage

Es ist die dritte Absage der zweitgrößten deutschen Buchmesse seit Beginn der Pandemie. Österreich hatte heuer eine "Auftaktveranstaltung" für seinen auf 2023 verschobenen Gastlandauftritt geplant. In den vergangenen Tagen hatten Branchenberichten zufolge große Verlagsgruppen wie Oetinger und Penguin Random House ihre Teilnahme abgesagt. Allerdings gab es auch ausdrückliche Bekenntnisse zur Messe wie von der Kurt-Wolff-Stiftung, der Interessenvertretung unabhängiger Verlage.

Die Leipziger Messe hatte sich trotz der anhaltenden Pandemie dazu entschieden, die Buchmesse an ihrem angestammten Märztermin stattfinden zu lassen. Direktor Oliver Zille hatte dies damit begründet, dass 75 Prozent der Aussteller aus Vorkrisenzeiten eine Teilnahme für 2022 zugesagt hätten. Aus der sächsischen Landespolitik hatte es positive Signale für die Messe gegeben.

"Katastrophe"

"Schlicht eine Katastrophe" nennen die IG Autorinnen Autoren die Absage. So entfalle erneut nicht nur eine einzigartige literarische Buchausstellung der aktuellen Neuerscheinungen, sondern auch die so wichtigen Begegnungen zwischen Publikum, Autorinnen und Autoren, Medien und Verlagen. "Für Österreich hat die Absage eine weitere Bedeutung, es sollte heuer die Einstimmung auf den von 2022 auf 2023 verschobenen Österreich-Schwerpunkt bei der Leipziger Buchmesse erfolgen, dafür bietet nun die Leipziger Buchmesse selbst keine Plattform mehr", so Gerhard Ruiss am Mittwoch in einer Aussendung.

Die IG Autorinnen Autoren werde gemeinsam mit allen anderen daran Interessierten, allem voran dem Hauptverband des österreichischen Buchhandels, "mit allen Kräften versuchen, den Herbstneuerscheinungen 2021 und den Frühjahrs-Neuerscheinungen 2022 trotzdem Bühnen zu bieten". Der erste Beitrag der IG Autorinnen Autoren dazu wird die Durchführung des Radio-Literaturprogrammes ihres Buchmessenradios "Literadio" zum Messetermin sein. Das Programm werde vor der Messe aufgezeichnet und an den Messetagen gesendet.

2023 "auf jeden Fall" Gastland

Österreichs "Auftaktveranstaltung" für den Gastlandauftritt 2023 soll nun in anderer Form stattfinden. Ursprünglich hätte Österreich ja schon heuer als Gastland fungieren sollen, der Auftritt war dann pandemiebedingt um ein Jahr verschoben worden. An 2023 will der Hauptverband des Österreichischen Buchhandels "auf jeden Fall" festhalten, wie HVB-Geschäftsführer Gustav Soucek sagt. Eingeläutet worden wäre das "Jahr der österreichischen Literatur", das sich über den Buchmessenauftritt bis in den Herbst 2023 zur Buch Wien ziehen soll, bereits heuer in Leipzig. Nun gelte es, Verbündete zu finden, die den Auftakt gemeinsam mit dem HVB trotz Absage der Messe gestalten wollen. Man werde wie geplant im Frühjahr auch den Slogan und das Programm vorstellen, wobei die ORF-Literaturexpertin Katja Gasser für den Gastland-Auftritt verantwortlich zeichnet.

Zu Beginn der Corona-Pandemie 2020 war die Leipziger Buchmesse eine der ersten großen Messen in Deutschland gewesen, die abgesagt worden waren. Voriges Jahr hatten sie die Veranstalter in den wärmeren Mai verlegen wollen, doch auch dieser Termin hatte sich nicht halten lassen. (APA, red, 9.2.2022)