Sanierung oder Umbau wäre nachhaltiger, der Neubau ist aber beliebter.

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Die Wetterextreme häufen sich, die Klimakrise ist also längst in Österreich angekommen – und das Schlagwort Nachhaltigkeit ist in aller Munde. Aber eines hat sich nicht verändert: Das Einfamilienhaus bleibt der Wohntraum der Österreicherinnen und Österreicher, obwohl es wenig nachhaltig ist.

"Wir bemerken keine Trendumkehr", sagte Christian Vallant, Geschäftsführer der Raiffeisen Bausparkasse, die zum nachhaltigen Bauen und Wohnen mit dem Marktforschungsinstitut Spectra eine repräsentative Umfrage durchgeführt hat. Zumindest in der Theorie schaut es ganz gut aus, wie sich bei der Ergebnispräsentation am Donnerstag zeigte: 83 Prozent der Befragten ist nachhaltiges Bauen wichtig bzw. sehr wichtig.

Und mehr als zwei Drittel der Befragten können sich tatsächlich vorstellen, ein altes Haus zu sanieren anstatt neu zu bauen. Besonders verbreitet ist diese Ansicht bei den 50- bis 69-Jährigen. Sehr bekannt ist mittlerweile auch der Aspekt der Bodenversiegelung – Österreich ist bei der Versiegelung wertvollen Bodens, der beispielsweise Starkregen abfangen und so Überschwemmungen vorbeugen könnte, seit Jahren ein Negativbeispiel. 81 Prozent der Befragten haben vom Problem Bodenversiegelung zumindest schon gehört.

Weniger Wohnfläche

56 Prozent der Befragten können sich im Sinne der Nachhaltigkeit und des Klimaschutzes sogar Abstriche beim eigenen Wohnen vorstellen, etwa in Form von einem Verzicht auf Wohnfläche (30 Prozent), der Erhaltung von Grünflächen bzw. deren Rückbau, etwa in Form von Dachbegrünungen (21 Prozent). Acht Prozent halten auch die Umsetzung von energieeffizienten Maßnahmen wie beispielsweise Photovoltaik-Anlagen für möglich. Eine Investition in puncto Energieeffizienz planen in den nächsten Jahren sieben Prozent der Befragten.

So weit, so vielversprechend. Allerdings sieht man bei der Raiffeisen Bausparkasse Nachholbedarf bei den erhältlichen Informationen. Derzeit sei das Thema noch ein bisschen eine "Wundertüte", so Vallant, wo man zwar die Überschriften, nicht aber den genauen Inhalt kennt. Häufig sei die Informationsbeschaffung auch ein "Spießrutenlauf von der Bank zur Landesregierung". Derzeit gebe es hier noch eine Holschuld der Kundinnen und Kunden.

Wünschenswert ist laut Umfrage auch eine Erhöhung von Fördermitteln von Bund und Ländern. Zwar gibt es bereits mehrere Initiativen, etwa "Holt die Leichen aus dem Keller", mit der das Austauschen von Heizkesseln gefördert wird. Vallant sieht aber einen "Riesenbedarf" in den Bereichen thermische Sanierung und Fenstertausch.

Umbauten und Sanierungen

Speziell Einfamilienhäuser aus den 1970er- oder 1980er-Jahren seien oft zu groß dimensioniert, hier bräuchte es Umbauten zu Zwei- oder Dreifamilienhäusern. Mit Förderungen könnte man viel erreichen, ist Vallant überzeugt.

Es wäre also viel möglich. Ein Blick auf die Zahlen zeichnet dann aber ein ernüchterndes Bild: Nur zwischen vier und sieben Prozent der jährlichen Hypothekardarlehen werden für Um- oder Zubauten bzw. Renovierungen/Sanierungen verwendet, "da ist kein Zuwachs, leider", so Vallant. Die durchschnittlichen Darlehensbeträge wachsen zwar, "aber das ist noch viel zu gering im Vergleich mit dem Neubau".

Womit wir wieder beim Wohntraum Einfamilienhaus wären: "Wenn sich's der Österreicher leisten kann, dann macht er genau das", sagt Vallant. Auch wenn er ein Umdenken bei einer jüngeren, urbanen Generation bemerkt, die zur Miete lebt und sich Eigentum schlichtweg nicht leisten kann. (Franziska Zoidl, 24.2.2022)