Die Fürstlichen Sammlungen umfassen Werke aus 500 Jahren Kunstgeschichte, darunter Rembrandt, Rubens oder Hans Makart. Fürst Joseph Wenzel I. erwarb unter anderem Veduten von Canaletto sowie Bernardo Belotto.
Foto: Liechtenstein. The Princely Collections

Aufgrund zu geringer Besuchszahlen wurde der Museumsbetrieb des Palais Liechtenstein in Wien 2012 eingestellt. Seit 2004 war dort die Kunstsammlung der Fürstenfamilie in Ausstellungen präsentiert worden. Doch die jährlichen Betriebskosten standen schließlich mit den nur 45.000 Besuchern und Besucherinnen nicht in Relation. Internationales Publikum kam selten in das nicht ideal angebundene Palais im neunten Bezirk.

Seither wurden beide Standorte – das Gartenpalais sowie das Stadtpalais – als Eventlocations betrieben. Nur durch Führungen konnten die Kunstwerke der Sammlung, die von der Frührenaissance bis ins 19. Jahrhundert reicht, weiterhin besichtigt werden. Einblicke in die als eine der umfangreichsten Privatsammlungen weltweit geltende Kollektion gab 2019 die Albertina in einer Überblicksschau. Außerdem tourten Werke als Leihgaben durch etliche internationale Ausstellungen.

Zehn Jahre nach der Schließung des Museumsbetriebs eröffnet am Dienstag die Sonderausstellung Treuer Fürst – Joseph Wenzel und seine Kunst im Gartenpalais. Ein Monat lang wird diese öffentlich und kostenlos zugänglich sein. Sie dient als Auftakt der jährlichen Serie März im Palais. Auf diesem Weg möchte die Familie Liechtenstein Kunstwerke sowie Räumlichkeiten des Palais wieder verstärkt für die Öffentlichkeit öffnen, kündigte Erbprinz Alois bei der Pressekonferenz an.

Erworben von Fürst Joseph Wenzel: Ansicht des Canale Grande in Venedig von Giovanni Antonio Canal, genannt Canaletto, 1723/1724.
Foto: Museo Nacional Thyssen-Bornemisza, Madrid

Neue Webseite

Die Besichtigung der permanenten Sammlungspräsentation ist weiterhin jedoch nur mit geführten (und kostenpflichtigen) Touren möglich, die man vorab online buchen muss. Dauerhaft und rund um die Uhr einsehbar werde die Sammlung dafür über die neue Website liechtensteincollections.at, hieß es. Die übersichtliche Datenbank zeigt digitalisierte Objekte, gibt Informationen über einzelne Werke, deren Präsentation, die Geschichte der Familie sowie einzelne Fürsten.

So wie Joseph Wenzel I. von Liechtenstein, der 1696 in Prag geboren wurde und heuer vor 250 Jahren starb. Sammlungsdirektor Johann Kräftner bezeichnet Wenzel als bedeutende Persönlichkeit. Der Diplomat, Stratege und Kunstsammler prägte die Geschichte des Fürstenhauses. Mit Gemälden, Skulpturen, Briefen, Büchern, Urkunden, Waffen, zahlreichen Porträts und auch einer Franz-Xaver-Messerschmidt-Büste werden dessen Leben und Wirken in drei Sälen, der Bibliothek sowie der Sala terrenna erzählt.

Der "Goldene Wagen" wurde anlässlich der Ernennung Fürst Joseph Wenzels zum kaiserlichen Botschafter am französischen Hof entworfen.
Foto: Liechtenstein. The Princely Collections

Goldener Wagen in 3D

Highlight der Präsentation sind zwei der monumentalen Venedig-Ansichten von Canaletto. Ursprünglich waren sie von Wenzel akquiriert, aber in den 1950er-Jahren von den Fürstlichen Sammlungen (wie viele andere Werke) verkauft und schließlich von Baron Hans Heinrich Thyssen-Bornemisza erworben worden. Kräftner bemühte sich erfolgreich diese, wie auch weitere Werke, beispielsweise von Bernardo Bellotto und Jean Siméon Chardin, als Leihgaben zu bekommen.

Da, wo die Sonderschau eher ein Nischenpublikum anspricht, funktionieren der Goldene Wagen gleich zu Beginn der Schau sowie die Möglichkeit, diesen als 3D-Kutsche auf einem Display zu bewegen, als massentaugliches Lockmittel. Ob angebissen wird, ist bei der kurzen Laufzeit jedoch fraglich. (Katharina Rustler, 1.3.2022)