Bei Bitcoin sehen Experten seit Kriegsbeginn verstärkte Nachfrage aus Russland.

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Wien – Die europäischen Finanzminister wollen wegen des Ukraine-Kriegs den Druck auf Russland erhöhen. So sollen bei den verhängten Sanktionen Schlupflöcher geschlossen werden, die Frankreichs Finanzminister Bruno Le Maire etwa im Bereich von Kryptowährungen sieht. Diese sollten zu den Sanktionen hinzugefügt werden, sagte er am Mittwochabend. Russland müsse für seinen Angriff auf die Ukraine einen möglichst hohen Preis zahlen. Der deutsche Finanzminister Christian Lindner (FDP) meinte ebenfalls, man solle "Maßnahmen ergreifen, um zu unterbinden, dass gelistete Personen und Institutionen auf unregulierte Kryptowerte ausweichen können".

Nachfrage aus Russland

Seit dem Tief zu Kriegsausbruch hat der Bitcoin-Kurs stark zugelegt und mehr als ein Viertel an Wert dazugewonnen. Dieser Höhenflug ist aus Expertensicht auch auf eine verstärkte Nachfrage aus Russland und der Ukraine zurückzuführen. "Da die Währungen der beiden im Krieg befindlichen Länder unter erheblichem Abgabedruck stehen, versuchen die Menschen in den Krisenregionen, ihr Erspartes mithilfe von Bitcoin in Sicherheit zu bringen", sagt Analyst Sören Hettler von der DZ Bank.

Denn wegen des enormen Wertverlusts des russischen Rubels gegenüber westlichen Währungen versuchen viele, ihr Erspartes in werthaltige Vermögenswerte umzuschichten. Dazu zählen auch Kryptowährungen wie Bitcoin oder Theter, dessen Preisentwicklung als sogenannter Stable Coin an den US-Dollar gekoppelt ist. Außerdem dürften Hettler zufolge auch Personen, die sich auf den westlichen Sanktionslisten befinden, Kryptowährungen nutzen, um ihr Vermögen vor staatlichem Zugriff zu schützen: "Was kurzfristig für Kurssteigerungen sorgt, könnte langfristig Regulierer auf den Plan rufen."

Kaum zu verkaufen

Andere Experten bezweifeln allerdings ohnedies, dass Bitcoin und Co im großen Stil zur Umschiffung der Sanktionen genutzt werden können. Denn in der EU oder den USA würden russische Unternehmen oder Privatpersonen keine größeren Summen einer Kryptowährung an Handelsplattformen wieder verkaufen können. Möglich ist die Übertragung abseits der regulierten Plattformen – hier will die EU nun offenbar nachschärfen. (aha, 3.3.2022)