"Mord rufen und des Krieges Hund entfesseln!" Das Zitat aus Shakespeares Julius Cäsar adressiert ein Drama multiplen Ausmaßes, in diesem Zusammenhang hier gemeint ist nur die wirtschaftliche Seite. Der Kabelbaum nämlich wächst, salopp formuliert, in der Ukraine, und das führt, parallel zur Halbleiterkrise, schon zur nächsten Lieferproblematik, die etliche Hersteller betrifft.

Das hier ist die attraktivste Ansicht des Neuzugangs. Und wer meint, das Fließheck koste richtig viel Kofferraum,
kennt die Škoda-Tüftler nicht.
Foto: Skoda

Škoda ist darunter, und die haben zusätzlich das Pech, dass beim unlängstigen Orkan ein tschechisches Zulieferwerk Schaden nahm. In Summe ergibt sich daraus das Szenario, dass beim Enyaq für manche Konfigurationen die Wartezeit bereits in das Jahr 2024 hineinreicht.

Das soll aber nicht die Freude der Jungbunzlauer trüben, mit dem Enyaq Coupé iV nun prinzipiell ein richtig fesches Derivat im Talon zu haben, und um das auch gleich vorwegzunehmen: Bis 2030 folgen diesen ersten E-Škodas drei weitere, von Stufe zu Stufe kompaktere.

Foto: Skoda

Zu dem Zeitpunkt werde man, verlautete bei der Präsentation in der Toskana, 70 Prozent des Gesamtabsatzes rein elektrisch bestreiten, außerdem wolle man sich dann im Markenranking in Europa unter die ersten fünf hochgekämpft haben, so die ehrgeizigen Ziele.

Der Neuzugang, der wie so viele seiner Art den Zusatz Coupé trägt (das lästige iV unterschlagen wir hinfort), obgleich es sich streng genommen um keines handelt, weil mehr als zwei Türen, wird dazu seinen Teil beitragen, das nötige Rüstzeug bringt er schon einmal mit.

Da in Österreich der Auftakt im Mai mit dem sportiven Topmodell RS erfolgt und die Varianten 80, 80X und Sportline – bis auf den 80er (Hecktriebler) allesamt Allradler – Ende September folgen, haben wir uns vor allem diesen angesehen und auf seine fahrerischen Qualitäten und Mängel befragt.

Hecklastig

Das Akronym RS steht zwar nicht direkt für Rennsemmel, mit 220 kW beherrscht er aber durchaus die Kunst des zügigen Vorankommens, falls das einmal nötig sein sollte. Die Leistung teilt sich auf einen schwächeren Frontmotor mit 75 kW und einen stärkeren hinten mit 150 auf. Schon daraus lässt sich ablesen, was sich im Fahrbetrieb bestätigt: Der Allradantrieb ist angenehm hecklastig ausgelegt, die Fahrwerksmodi zwischen Komfort und Sport so spürbar gespreizt, dass man auf fast jedem Untergrund vorbildlich zurechtkommt, sofern man nicht gerade Fotograf ist und wild auf welligem Asphalt rumgebeutelt wird. Die Italiener seien die besten Straßenbauer der Welt? Nun ja. Die Römer vielleicht, in der Antike.

Innenraum wie beim normalen Enyaq, Panoramaglasdach Serie.
Foto: Skoda

Die Lenkung ist angenehm präzise, man kennt das schon vom normalen Enyaq, das Coupé lässt sich willig durch Kurven zirkeln, aber irgendwann merkt man halt doch die schiere Masse, die sich hier auf rund 2,3 Tonnen beläuft.

Grafik: Der Standard

Was nun das Gesamtpaket betrifft: Bei annähernd identischen Außenabmessungen ist der Kofferraum zwar weniger beladefreundlich als beim Basis-SUV, aber kaum weniger fassungsfähig. Statt 585 bis 1710 Litern sind es hier 570 bis 1610. Praktisch ist die weit aufschwingende Heckklappe, nicht ganz so sehr die hohe Ladekante.

Beim Design gelingt es Škoda, eine gewisse Schlankheit zu suggerieren, die in real gar nicht gegeben ist: Die Silhouette verrät bei genauer Betrachtung doch ein rechtes Pummelchen – und ist Ihnen schon aufgefallen? Die Seitenlinie entspricht fast 1:1 dem etwas größeren Tesla Model Y, bis hin zur seitlichen Fensterlinienführung ganz hinten.

Aerodynamisch ist das Coupé ganz schön ausgefuchst, das bringt zehn bis 15 Prozent mehr Reichweite, die beim RS beträgt bis zu 504 Kilometer. Das serienmäßige Panoramaglasdach schafft luftige Atmosphäre, die Schnellladeleistung von jetzt 135 kW sollte kein Schaden sein, die standardmäßig OTA-taugliche Software-Version ME 3 schon gar nicht. (Andreas Stockinger, 17.3.2022)