Die SPÖ und die Löwelstraße gelten oft als Synonym.

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Die SPÖ evaluiert ihre Büroflächen und erwägt dabei auch einen Auszug aus der Löwelstraße. Man habe "einen Prozess gestartet mit dem Ziel, gemeinsam zu erarbeiten, wie eine künftige Parteizentrale mit modernen Arbeitsplätzen und besserer Infrastruktur aussehen könnte", wird SPÖ-Bundesgeschäftsführer Christian Deutsch in der "Kronen Zeitung" zitiert. Nach Informationen des STANDARD hat man dafür einen Bürodienstleister engagiert.

In dem Altbau in der Löwelstraße 18, der der Gemeinde Wien gehört, ist die SPÖ seit Jahrzehnten eingemietet. Das Gebäude ist stark sanierungsbedürftig. Ein Auszug aus den altehrwürdigen Räumen steht also offenbar zur Disposition. Fix sei das aber noch nicht.

Günstige Miete

Ein Umzug hätte aber den weiteren Vorteil, dass sich die SPÖ nicht ständig von der Opposition vorwerfen lassen muss, eine zu günstige Miete für die mehr als 3.000 Quadratmeter in der Löwelstraße zu bezahlen. Diese Kritik gibt es seit vielen Jahren. Die SPÖ ist in dem Altbau seit 1945 eingemietet. Auch die Wiener SPÖ hat dort ihren Sitz.

Im Jahr 2017 förderte eine Anfrage der Neos zutage, dass die Quadratmeter-Miete damals bei 4,27 Euro lag. Allerdings nicht durchgehend, sondern im Durchschnitt, denn es bestehen mehrere Mietverträge aus verschiedenen Jahren. Die Bandbreite der Mieten bewegte sich damals laut der Beantwortung der Anfrage zwischen 2,27 und 10,11 Euro. Letzteres betraf aber nur knapp 80 Quadratmeter; für die weitaus größte Fläche, knapp 2.300 Quadratmeter, wurde damals der günstigste Mietpreis genannt.

Für weitere etwas mehr als 800 Quadratmeter lag die Quadratmeter-Miete bei knapp sieben Euro. Die Gesamtmiete, die die SPÖ damals bezahlte, summierte sich auf 13.586,36 Euro für damals insgesamt 3.181 Quadratmeter in dem Gebäude, das der Gemeinde Wien gehört und von der Magistratsabteilung 34 verwaltet wird.

In einer neuerlichen Anfrage der Wiener Neos – damals noch Oppositionspartei, nun bekanntlich Koalitionspartner der SPÖ in Wien – wurden 2020 sogar nur noch 11.935,66 Euro an Miete bezahlt. Die Fläche hatte sich nicht verändert.

Generalsanierung nötig

Auch nach den Erhaltungskosten fragten die Neos im Jahr 2017, diese summierten sich für die Jahre 2006 bis 2016 auf etwas mehr als 126.000 Euro. Der höchste Jahresbetrag von 33.236,22 Euro im Jahr 2013 entstand durch eine damals notwendig gewordene Fassadensanierung. Diese Kosten hatte die Stadt Wien als Vermieterin des Objekts zu tragen.

Auch die Kosten für eine längste notwendige Generalsanierung des Objekts muss die MA 34 aufbringen. Immerhin wurde über die Jahre aber auch eine Reparaturrücklage angehäuft, die für 2016 auf 132.566,55 Euro beziffert wurde, wie aus der Beantwortung der Neos-Anfrage hervorgeht. Für eine Generalsanierung wäre davon aber natürlich ein Vielfaches nötig.

Vorwärts-Gebäude ebenfalls sanierungsbedürftig

Vage Pläne, die heruntergekommene Löwelstraße aufzugeben, gab es schon vor einigen Jahren. Denn die SPÖ ist anderswo noch Hausbesitzerin, etwa in der Windmühlgasse (über den Verein Wiener Arbeiterheime) und auch in der Linken Wienzeile 97, wo sich das alte Vorwärts-Gebäude befindet.

In der Ersten Republik hatte die SPÖ dort schon einmal ihre Parteizentrale. Ab 1945 war dann 40 Jahre lang die Arbeiter-Zeitung hier angesiedelt. Die SPÖ hält das Gebäude indirekt über die "Merkur" Unternehmensbeteiligung, Vermögensverwaltung und Finanzierungsvermittlung Gesellschaft m.b.H., die zu 99,99 Prozent der SPÖ gehört. Der kleine Rest gehört laut Firmenbuch dem Renner Institut.

"Liebhaberei" in der Wienzeile

Das Problem: Auch bei diesem Gebäude müsste man für eine Generalsanierung viel Geld in die Hand nehmen. Dort sind derzeit außerdem das Bruno-Kreisky- und das Johanna-Dohnal-Archiv untergebracht, außerdem die Bruno-Kreisky-Stiftung und der Verein für Geschichte der Arbeiterbewegung. Und die zahlen hier so wenig Miete, dass die SPÖ sogar schon einmal wegen Liebhaberei eine Steuernachzahlung aufgebrummt bekam, wie ein Insider dem STANDARD erzählt.

Das erwähnte Renner Institut, die Parteiakademie der SPÖ, hatte bis 2018 ihren Sitz im Gartenhotel Altmannsdorf, das früher ebenfalls der SPÖ gehörte. 2018 wurde es für 14 Millionen Euro an einen Bauträger verkauft. Das Renner Institut bekam damals einen Teil des Erlöses, um sich neue Büroräumlichkeiten am Hauptbahnhof zu kaufen. Dort zahlte man 5,6 Millionen Euro für rund 1000 Quadratmeter im Bauteil 6 des Quartier Belvedere Central.

Unterschiedliche Rendi-Wagner-Werte

Indes zeigt eine Umfrage von Peter Hajek für ATV, dass Parteichefin Pamela Rendi-Wagner zwar in der eigenen Wählerschaft gut ankommt, sie aber über die Parteigrenzen hinweg gewisse Akzeptanz-Probleme hat. Die SPÖ-Wähler halten sie zu 79 Prozent für eine "sehr geeignete" bzw. "eher geeignete" Spitzenkandidatin. Wiens Bürgermeister Michael Ludwig hat 72 Prozent Zustimmung, der burgenländische Landeshauptmann Hans Peter Doskozil lediglich 43 Prozent.

Anders sieht es aus, wenn man die Wählerschaft gesamt ansieht. Da hätte Ludwig mit 44 Prozent Eignung die besten Werte, gefolgt von Doskozil mit 40 Prozent. Rendi-Wagner liegt bei 36 Prozent. Die Umfrage erfolgte unter 800 Österreichern.

SPÖ bei 29 Prozent

In aktuellen Umfragen ist die SPÖ zuletzt deutlich voran gelegen, eine am Freitag publizierte Erhebung sah sie schon bei 29 Prozent. Diesen Schwung mitnehmen will die Parteivorsitzende, die sich am Sonntag mit einer Grundsatzrede in der Aula der Wissenschaften an die Öffentlichkeit wendet. Bei der Veranstaltung werden sämtliche noch lebenden SPÖ-Altkanzler im Auditorium sitzen. Nicht dabei sein wird Doskozil, der sich privat in Deutschland aufhält. (mapu, APA, 26.3.2022)