Vertrocknetes Laub, wild in die Höhe gewachsene Gräser und stark gewucherte Rosen sträucher – die letzten Spuren des Winters finden sich noch auf so mancher Terrasse. Das weiß auch Gartengestalterin Ulrike Seher von Grünhoch 3. Aber mit jedem Sonnenstrahl, der sich im "erweiterten Wohnzimmer" breitmacht, steigt die Motivation, den Frühjahrsputz auf Balkon und Terrasse auszuweiten – und das beginnt mit Zupfen und Schneiden.

Hobbygärtnerinnen und Balkonpflanzenliebhaber stutzen ihre immergrünen Gräser am besten auf wenige Zentimeter, damit neue Triebe nachwachsen können, sagt Seher. Wer zudem vermeiden will, dass Pilze und Schädlinge "ein Volksfest feiern", entfernt vertrocknete Blätter.

Wer einen Naschgarten für Bienen anlegen will, muss deshalb nicht mehr Wespen fürchten. Die Blumen locken sie nicht an, vielmehr sind es die Speisen auf dem Esstisch.
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Die Expertin rät auch, Tröge und Töpfe zu kontrollieren. Häufig verringere sich die Erde über den Winter. Ist dies der Fall: mit Dachgartensubstrat auffüllen, gießen und organisch düngen. "Danach kann man sich auch schon hinsetzen und einfach genießen", sagt Seher. Je nachdem, welche Pflanzen ein gesetzt sind, sei allerdings Geduld vonnöten; Trompetengewinde und Blauregen etwa brauchen länger, bis sie austreiben.

In der Zwischenzeit kann man sich überlegen, wie die Freifläche genutzt werden soll: eine Loungeecke zum Herumknotzen, ein Naschgarten für Bienen und Bewohner oder ein großer Esstisch zum Frühstücken und Grillen unter freiem Himmel? Wichtig ist, die eigenen Bedürfnisse abzuklopfen und die jeweiligen Funktionen anzupassen.

Kletterpflanzen funktionieren in allen drei Szenarien gut und "verwandeln Balkone in grüne Oasen". Wer Bienen anlocken will, setzt Sommerflieder, Thymian, Salbei und andere Kräuterarten ein. Um die Wespen muss man sich im Übrigen deshalb nicht (noch) mehr sorgen – sie werden nicht von den Blumen angelockt, sondern von den Speisen auf dem gedeckten Tisch.

Bereit für die Gartenparty

Damit aus der Blumenwiese im Garten neben Schneeglöckchen, Krokussen und Hyazinthen auch dichtes Gras aus dem Boden sprießt, brauchen manche Rasenflächen Pflege. Biogärtner Karl Plobergers Tipp: Organischer Dünger zieht Stickstoff aus der Erde und leitet ihn an die Wurzeln weiter. So wachsen die Grashalme in die Höhe. Von Kunstdünger rät er ab. Dieser werde vom ersten Regen aus der Erde ins Grundwasser geschwemmt. Ist der Rasen dann das erste Mal gemäht – niemals davor –, kann der Vertikutierer kommen.

Neben dem Rasen brauchen auch Obst und Gemüse sowie Rosen und Obstbäume dieser Tage eine Wurzelbehandlung der besonderen Art. Ploberger weiß: Der Boden im Gemüsebeet soll zwar gelockert, darf aber keinesfalls umgegraben werden. Er rät daher, eine Grabgabel in die Erde zu stechen und am Griff zu rütteln. So ist der Boden optimal vorbereitet auf "das schwarze Gold des Biogärtners" vulgo Kompost.

Wer keinen Kompost hat, kauft einfach Natur- oder Komposterde im Baumarkt und arbeitet diese in den Boden des Gemüsebeets ein. Sie hilft, Wasser und Nährstoffe zu speichern. Um den Boden vor Austrocknung genauso wie vor lästigem Unkrautwuchs zu schützen, kann er zudem mit Rasenschnitt oder Mulch bedeckt werden. Salat, Kohlrabi, Radieschen, Karotten und Kräuter kann man dann laut Ploberger bereits einsetzen.

Der optimale Schnitt

Genau wie auf Terrassen und Balkonen ist auch im Garten die Zeit reif, um Rosensträucher oder Obstbäume zu schneiden. Mit der Schere sollten allerdings nur Profis hantieren, warnt Ploberger.

Die Faustregel: Ein Drittel weg zuschneiden sei für Laien oftmals schwer einzuschätzen. Sind die Äste allerdings nicht korrekt gestutzt, gedeihen weder Äpfel noch Birnen und schon gar keine empfindlichen Rosenblüten gut. (Julia Beirer, 3.4.2022)