Es wird erwartet, dass der Unternehmer Wolf auch zu möglichen Zuwendungen zur ÖVP befragt werden wird.

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Wien – Der parlamentarische Untersuchungsausschuss zu mutmaßlicher Korruption durch ÖVP-Vertreter befragt kommende Woche einen der reichsten Österreicher: Der Unternehmer Siegfried Wolf hat – nach Androhung einer Beugestrafe – sein Kommen für Mittwoch zugesagt. Er soll vor allem Fragen zu einem mutmaßlich illegalen Steuernachlass für ihn beantworten. Zum selben Thema sagt nach ihm der ehemalige Finanzminister Hans-Jörg Schelling (ÖVP) aus.

Wolf hatte im Finanzministerium wegen einer Steuer-Nachzahlung interveniert. Am Tag der sogenannten Schlussbesprechung zwischen den Finanzprüfern und Wolfs Steuerberatern schrieb der vormalige ÖBAG-Chef Thomas Schmid an Schelling: "Haben heute Einigung mit Sigi geschafft. 75:25. Er zahlt zwischen 7 und 8 Mio Euro nach. Muss noch genau berechnet werden. Er rief mich mehrmals an und wollte auf 6 runter. Das war unmöglich für uns während der laufenden Verhandlungen zu intervenieren. Ich finde bei diesem Deal hat sich unsere Finanzverwaltung bewegt und beide Seiten sollten zufrieden sein."

"Bitte SMS gleich löschen"

Bereits vor dem – letztlich nicht zustande gekommenen Deal – dürfte auch Schelling eingeweiht gewesen sein, was ebenfalls Chats untermauern. Wenn die Großbetriebsprüfung auf ihrem Standpunkt beharre, werde Wolf "das halt in der Berufung bekämpfen" müssen, meinte der ehemalige Finanzminister mit der Bitte an Schmid: "Bitte SMS gleich löschen." Mitte März wurde bekannt, dass Schelling in der Causa von der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) als Beschuldigter geführt wird.

In der Verständigung der WKStA an den ehemaligen Finanzminister heißt es, dieser habe Weisungen aus "sachfremden" Motiven an Kabinettsmitarbeiter gegeben, um Unternehmer Wolf als wichtigem Unterstützer der ÖVP Vermögensvorteile zu verschaffen. Zu erwarten ist für den ersten Befragungstag, dass auch Wolfs Zuwendungen an die Partei Thema sein werden. Beide Auskunftspersonen – Wolf wie danach Schelling – haben jedenfalls zugesagt. Für diesen Tag ist zwar auch Schmid formell geladen – von diesem gibt es aber nach wie vor keine Antwort an den U-Ausschuss.

Der Leiter der Gruppe Recht in der Präsidentschaftskanzlei von Alexander Van der Bellen, Georg Frölichsthal, ist erste Auskunftsperson am Donnerstag. Ihn hat die ÖVP geladen, da er sich angeblich skeptisch bezüglich der Exekution im Finanzministerium wegen nicht erfolgter Aktenlieferungen an den Ibiza-Untersuchungsausschuss geäußert hatte. Nach ihm ist dann der Leiter der Finanzprokurator, Wolfgang Peschorn, an der Reihe. Er wird wohl zu gleich mehreren Themen befragt werden.

Sobotka will Vorsitzender bleiben

Den Vorsitz wird weiterhin Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka (ÖVP) führen. In der Sonntags-Ausgabe des "Kurier" betonte er neuerlich, sein Amt nicht zurücklegen zu wollen. Die Ermittlungen nannte er "politische Untergriffigkeiten, die muss man leider Gottes aushalten" müsse. Man solle sich "mit politischen Inhalten gegenseitig messen und nicht juristische Mittel einsetzen, um jemanden zu diskreditieren".

DER STANDARD

Vizekanzler Werner Kogler (Grüne) sagte unterdessen gegenüber der "Presse" (Sonntag-Ausgabe), Sobotka alleine habe es "in der Hand zu entscheiden, wie es mit dem Vorsitz im U-Ausschuss weitergeht". "Ich habe schon ausreichend oft zum Ausdruck gebracht, dass es für ihn und das Parlament gescheiter wäre, er würde die Vorsitzführung abtreten." Gefragt, ob der Nationalratspräsident für ihn eine "untadelige Person" ist, sagte Kogler, er könne die Frage nicht beantworten, "weil die Vorhalte erst überprüft werden". "Ich renne nicht herum und zeige mit dem Finger auf andere, wenn die Sachverhalte nicht einmal geklärt sind. (APA, 3.4.2022)