Rechtzeitig vor Ostern legt Bildungsminister Martin Polaschek den Direktorinnen und Direktoren aller Schulen ein Geldpräsent ins Nesterl: Mit 500 Euro Corona-Bonus will er ihren "außergewöhnlichen Einsatz in dieser intensiven Zeit" honorieren – und geht damit komplett an den wirklichen Bedürfnissen der Schulen, aber auch des Leitungspersonals selbst und natürlich der Lehrkräfte sowie der Schülerinnen und Schüler vorbei.

Müsste man diese bildungspolitische Leistung verbal benoten, hieße das "Themenverfehlung". Oder: Setzen, Herr Minister, das ist leider "nicht genügend". Dabei liegen die Schmerzpunkte, die echten Probleme im Schulsystem schon lange offen. Um sie zu erkennen, hätte es die Corona-Pandemie nicht gebraucht. Sei’s drum, wenn sie sich nun als der Katalysator entpuppt, der zu nachhaltigen, strukturellen Reformen in den Schulen führt, dann hatte die pandemische Krise wenigstens irgendetwas Gutes.

Mit 500 Euro Corona-Bonus will Bildungsminister Martin Polaschek Direktorinnen und Direktoren ihren "außergewöhnlichen Einsatz in dieser intensiven Zeit" honorieren.
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Den Schulleitungen – plus in den AHS und BMHS, für die der Bund zuständig ist, auch den Administratoren – fünf Hunderter zuzustecken, die in den privaten Portemonnaies versickern, ist läppisch und täppisch zugleich. Oben handfest belohnen, unten wohlfeil wortreich loben – schlechte Idee. Natürlich haben die diversen Lehrergewerkschaften sofort auf "Gleichberechtigung" für die Lehrerinnen und Lehrer gepocht. Bloß: Dieses Spiel könnte man mit allen Berufsgruppen weiterspielen. Wer war denn durch die Pandemie nicht gefordert? In diesem Kontext wirkt der Direx-Bonus wie eine plakative Subvariante des "Koste es, was es wolle"-Prinzips. Nehmt das Geld, kauft euch was Nettes und macht weiter wie bisher. Es bleiben "intensive Zeiten".

Nachhaltige Verbesserungen

Das wissen die jetzt so freundlich "Belohnten" in den Direktionen am besten. Und mit Sicherheit wären ihnen nachhaltige Verbesserungen im Schulsystem, von denen alle profitieren, lieber als ein kleines Extra auf ihrem Konto.

Generell sollte angesichts derartiger Geldverteilaktionen etwas nicht vergessen werden: Die Zeiten der akuten, großflächigen Corona-Löschaktionen durch Geldregen sind vorbei. Es ist höchste Zeit, die naturgemäß begrenzten und durch die Pandemie extrem strapazierten Steuermittel fokussiert und möglichst produktiv einzusetzen – dort, wo es den meisten am meisten hilft.

Es wäre daher sinnvoller gewesen, die 3,2 Millionen für den Bonus etwa in das seit Jahren dringend geforderte administrative Personal für jeden Schulstandort oder in schulpsychologische Angebote zu investieren. Ersteres würde die Direktorinnen und Direktoren freispielen für das, was sie eigentlich machen sollen und wollen: Schulentwicklung, Qualitätssicherung, Personalführung. Letztere waren schon vor der Pandemie so wichtig, wie sie noch immer Mangelware sind. Dabei ist professionelle Unterstützung in der Schule für immer mehr Kinder existenziell, weil ihnen schwierige Verhältnisse "draußen" oder daheim das Leben an sich und das Lernen extrem schwer machen. In der Not machen das jetzt oft die Lehrerinnen und Lehrer "mit" – was letztlich alle überfordert.

Schule ist Teamarbeit, die Schulleitung nur ein Teil, der zum Funktionieren beiträgt. Es braucht alle. Nur eine Gruppe zu belohnen untergräbt dieses Selbstverständnis. Vor allem aber brauchen Schulen mehr als nur einen punktuellen Bonus, den sie noch dazu einem Virus zu "verdanken" haben. (Lisa Nimmervoll, 7.4.2022)