Warum kommen Menschen aus aller Welt nach Großbritannien? Im Gegensatz zu ihren Herkunftsländern gibt es dort Sicherheit und Wohlstand, ein funktionierender Rechtsstaat wacht über die Einhaltung demokratischer Spielregeln und respektiert die Freiheit seiner Bürger. Zudem wird die Weltsprache Englisch gesprochen. In London koexistieren Menschen ohne jede Meldepflicht. Das ermöglicht Hunderttausenden ein nicht legales, aber gesichertes Leben.

Flüchtlinge warten in einem Flüchtlingscamp an der französischen Küste auf die Möglichkeit zur Weiterreise nach Großbritannien.
Foto: imago images/Markus Heine

Boris Johnsons Brexit-Kampagne spielte mit der Angst der Briten vor Einwanderung, die "Kontrolle über unsere Grenzen" bleibt ein Thema seiner Regierung. Deshalb ist den Konservativen die eigentlich lächerlich geringe Zahl von Migranten, die per Schlauchboot über den Ärmelkanal setzen, ein Dorn im Auge. Im vergangenen Jahr kamen 28.500 Asylbewerber auf diesem "illegalen" Weg ins Land – legale Routen, das verschweigt Johnson gern, gibt es kaum. Auf schändliche Weise wird etwa Kriegsflüchtlingen aus der Ukraine der Weg auf die Insel erschwert, allen Beteuerungen zum Trotz.

Ein neuer Plan sieht die Abschiebung junger Männer nach Ruanda vor. Ob dafür die legale Grundlage besteht, bleibt ebenso unklar wie die Details der Unterbringung in einem Land mit dubioser Menschenrechtslage. Fest steht nur eins: Unfassbar teuer wird es werden. Das macht aber nichts. Um den Corona-Partys feiernden Premier aus den Schlagzeilen zu bringen, ist der Londoner Regierung jedes Mittel recht. (Sebastian Borger, 15.4.2022)