Österreich hat einen sehr konservativen Blick auf Mütter. Sie sollen vorwiegend für ihre Kinder da sein, vor allem, wenn diese noch klein sind. Mütter sollen ihre Lebensplanung nach den Bedürfnissen der Kinder ausrichten.

Das war mal? Ist längst nicht mehr so? Doch, so ist es nach wie vor. Eine aktuelle Erhebung zum sozialen Wandel in der EU zeigt, dass 48 Prozent der Menschen in Österreich missbilligen, wenn Mütter mit Kindern unter drei Jahren Vollzeit arbeiten. Bei Vätern sind es nur 25 Prozent.

Diesen Sonntag gibt es wieder Blumen für Mütter.
Foto: imago images/Mika Volkmann

Das zeigt einmal mehr deutlich, wie unterschiedlich die Erwartungen an Väter und an Mütter sind. Wenn Väter in Karenz gehen oder ihre Arbeitszeit wegen Kindern reduzieren, dann wird das gern besonders hervorgehoben. Diese Väter gelten vielen schon als fortschrittlich. Dabei gehen Väter meist maximal zwei Monate in Karenz, wenn überhaupt. Auch geht ihr Einsatz durchschnittlich nicht so weit, dass er sich auf ihre Einkommen niederschlägt. Das ist den Frauen vorbehalten, die im Vergleich zu Männern über 36 Prozent weniger Einkommen verfügen. Das spüren sie spätestens im Alter, wenn sie mit Mindestpensionen auskommen müssen. Denn die Arbeit, die sie neben der Lohnarbeit geleistet haben, das war ja Arbeit aus Liebe. Die kann man doch nicht entlohnen, richtig?

Das mag teilweise stimmen, aber es ist kein Argument, diese Arbeit, die Fürsorge, die Pflegefreistellungen, die Teilzeit und generell die Familienorganisation nicht besser zu verteilen. Bei dieser Verteilung hapert es noch gewaltig, und auch deshalb gibt es diesen Sonntag wieder ein großes Danke an Mütter. Ein Danke mit einem sehr schlechten Nachgeschmack, wenn wir an die großen Erwartungen an allen anderen Tage im Jahr denken, die nur an Mütter herangetragen werden. Und wie sie verurteilt werden, wenn sie diese nicht erfüllen. Solange sich das nicht ändert, ist das jährliche Danke verzichtbar. (Beate Hausbichler, 8.5.2022)