Susanne Kraus-Winkler, bisher Obfrau des Fachverbandes Hotellerie, wird Staatssekretärin für Tourismus.

Foto: APA / Georg Hochmuth

Wien – Das Wort Krise wollte Karl Nehammer für den Zustand seines Regierungsteams offenbar nicht verwenden, deshalb formulierte er es bei einer Pressekonferenz am Dienstagmittag so: "Jede Veränderung bietet auch immer eine Chance." Die Veränderung: Die Ministerinnen Elisabeth Köstinger (Landwirtschaft) und Margarete Schramböck (Wirtschaft) sind zurückgetreten. Die Chance: Der Kanzler kann auch ein paar andere Änderungen im Team vornehmen.

Die sehen so aus: Arbeitsminister Martin Kocher bekommt die Wirtschaftsagenden hinzu. "Arbeit und Wirtschaft bedingen einander", begründet Nehammer diese Rochade. Kocher habe sich als Experte in seinem Themengebiet profiliert und leiste gute Arbeit. In sein Ressort kommt außerdem eines der zwei neuen Staatssekretariate: Die Niederösterreicherin Susanne Kraus-Winkler bekommt die Zuständigkeiten für den Tourismus, der laut Nehammer in den vergangenen Jahren besonders gelitten hat.

Kraus-Winkler war bisher Obfrau des Fachverbands Hotellerie in der Wirtschaftskammer Österreich. Gemäß ihrem Lebenslauf scheint sie jedenfalls eine Kennerin ihres Fachs zu sein. Die studierte Betriebswirtin im Fachbereich Tourismus und Wirtschaft wuchs in einer Familie auf, die in der Hotel- und Gastronomiebranche des niederösterreichischen Marchfelds tief verwurzelt ist. So begann auch Kraus-Winkler Mitte der 70er-Jahre im eigenen Familienbetrieb. Später füllte sie diverse Positionen im Hotelbereich aus. Seit 2009 ist Kraus-Winkler etwa Präsidentin eines Spa-Hotels in Frankreich. 1995 begann parallel ihre Karriere in der Wirtschaftskammer, in der sie nach und nach aufstieg.

Landwirtschaftsminister aus dem Bauernbund

Die Themen Digitalisierung und Breitbandausbau wandern zurück ins Finanzministerium – und zwar in Gestalt von Florian Tursky, dem aktuellen Büroleiter des Tiroler Landeshauptmanns Günther Platter. Er soll dort den "digitalen Anschluss weiter ausbauen, damit Arbeiten nicht nur in der Stadt, sondern auch im ländlichen Raum möglich ist", sagt Nehammer.

Köstingers Nachfolger im Landwirtschaftsministerium wird der Tiroler Norbert Totschnig, der aktuell Direktor des Bauernbunds ist. Er sei nicht nur "anerkannt und angesehen", sondern auch ein "persönlicher Freund" Nehammers. Die Zivildienstagenden wandern vom Landwirtschaftsministerium zu Staatssekretärin Claudia Plakolm, die sich als "Stimme der Jugend" in der Politik etabliert habe, sagt Nehammer. Angelobt wird das neue Team bereits am Dienstag, 8.30 Uhr, in der Wiener Hofburg.

Angesprochen auf kolportierte Meldungen, wonach er selbst vom Rücktritt Köstingers überrascht gewesen sei, sagt der Kanzler: "Mein Team hat das Recht, für sich selbst den Zeitpunkt zu wählen, wann es einfach nicht mehr geht." Das sei schon bei seinem Wechsel ins Kanzleramt so vereinbart worden. (sefe, jan, red, 10.5.2022)