Manche Katzen wissen, wie ihre Kumpels von den Menschen gerufen werden.

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Eine im Jahr 2015 veröffentlichte Studie schien ein altbekanntes Vorurteil wissenschaftlich zu bestätigen: Hauskatzen fühlen sich weitgehend unabhängig von ihren Besitzern und zeigen daher auch praktisch keine Trennungsängste, wenn Frauchen oder Herrchen das gemeinsame Zuhause verlässt. Das mag der Alltagserfahrung vieler Katzenbesitzer widersprechen – und tatsächlich ergab eine andere Untersuchung etwas später, dass Katzen mit ihren menschlichen Betreuern sehr wohl emotionale Bindungen eingehen.

Ob Menschen für sie nun echte Lebenspartner oder nur zufällige Mitbewohner sind, in jedem Fall haben Katzen gelernt, die menschliche Kommunikation zu verstehen: Sie können Zeigegesten und Blickhinweise richtig interpretieren und unterscheiden zwischen menschlichen Gesichtsausdrücken, emotionalen Zuständen und Tonlagen. Eine Studie von 2019 konnte sogar wissenschaftlich nachweisen, was Besitzerinnen und Besitzer von Minka, Mimi, Felix und Co ohnehin schon längst gewusst haben: Katzen kennen ihren eigenen Namen.

Katzenlauschangriff

Zu einem noch erstaunlicheren Ergebnis ist nun ein Team um Saho Takagi an der Azabu-Universität in Japan gekommen. Offenbar ist den Samtpfoten auch der Rufname von vertrauten Artgenossen bekannt, möglicherweise sogar die Namen von anderen Menschen, die im selben Haushalt leben. "Was wir entdeckt haben, ist verblüffend", erklärte Saho Takagi. "Wir mögen annehmen, das Katzen von zwischenmenschlichen Gesprächen keine Notiz nehmen, tatsächlich scheinen sie uns jedoch häufig zu belauschen."

An den Untersuchungen nahmen 48 Katzen teil, 19 aus Mehrkatzenwohnungen und 29, die in fünf sogenannten Katzencafés in Japan lebten, in denen Besucherinnen und Besucher mit den dort lebenden Tieren interagieren können, während sie ihren Tee oder Kaffee genießen. Bei den Experimenten zeigten die Forschenden den Katzen das Bild von bekannten Artgenossen aus demselben Haushalt beziehungsweise Café, während die Stimme des Besitzers den Namen der abgebildeten Katze oder einen falschen Namen nannte.

Unterschiede zu den Katzencafé-Katzen

Aus den Reaktionen der Katzen auf die jeweils falschen oder richtigen Namen konnte das Team seine Schlüsse ziehen: Wurde ein Bild mit einem falschen Namen kombiniert, blickten die Probanden signifikant länger auf die Aufnahme. Der Effekt zeigte sich besonders stark bei den Familienkatzen. Weniger deutlich reagierten die Tiere aus den Katzencafés. Nach Ansicht der Forschenden könnte das daran liegen, dass deren Namen im Alltag weniger häufig gerufen werden.

Das Team glaubt, dass die Katzen die Namen ihrer felinen Mitbewohner lernen, indem sie Interaktionen mit Menschen beobachten. In einem weiteren Experiment verwendeten die Wissenschafterinnen und Wissenschafter Aufnahmen der menschlichen Mitbewohnern, zu denen sie ebenfalls falsche und richtige Namen abspielten. Wie schon zuvor reagierten die Katzen bei nicht passenden Namen irritiert und starrten den Bildschirm deutlich länger an – ein Hinweis darauf, dass sie auch die Namen "ihrer" Menschen kennen dürften.

Die im Fachjournal "Scientific Reports" veröffentlichten Ergebnisse sind zwar verblüffend, die Forschenden räumen allerdings ein, dass es sich insgesamt um eine doch recht kleine Studie handelt. Es bedürfe daher weiterer Untersuchungen, um ihre Befunde zu untermauern.

Berauschte Fellnasen

Etwas handfester sind da die Resultate eines anderen japanischen Teams, das sich der Frage gewidmet hat, warum Katzen so verrückt nach Katzenminze sind. Dass die Pflanze Substanzen enthält, die gewisse Gelsenarten auf Distanz halten, war schon länger bekannt. Wie die Forschenden um den Verhaltensbiologen Masao Miyazaki von der Iwate-Universität nun im Fachjournal "iScience" schreiben, dürfte jedoch erst das begeisterte Reiben und Kauen der Katzen an den Kräutern ihre insektenabwehrende Wirkung so richtig entfalten.

CatPusic

Die Aufgabe der Pflanzenstoffe, sogenannte Iridoide, ist es eigentlich, Fressfeinde, Bakterien und Pilze fernzuhalten. Im Experiment zeigte sich, dass diese auch in Silberwein, Baldrian und Teufelskralle vorkommenden chemischen Verbindungen in zehnfacher Menge freigesetzt werden, wenn die Pflanzen von den Katzen gekaut oder auf andere Art zerlegt werden.

Außerdem stellten die Wissenschafter fest, dass sich das freigesetzte Gemisch aus Iridoiden veränderte, sodass es für die Katzen noch attraktiver wirkte. Nun wollen die Forschenden herausfinden, welche Gene die Euphorie nach Katzenminze bei den Fellnasen hervorrufen. Rätselhaft ist außerdem, warum Menschen, Hunde und andere Tiere von den Substanzen der Katzenminze weitgehend unbeeindruckt bleiben. (tberg, 15.6.2022)