Bild nicht mehr verfügbar.

Wenn eine Frau ihr Baby in der Öffentlichkeit stillt, finden das offenbar viele anstößig. In einer Umfrage berichten Mütter von übergriffigen Bemerkungen und Ratschlägen.
Foto: Getty Images

Stilltops, Stillumhänge, Stillecken: All diese Dinge haben den Zweck, stillende Mütter und trinkende Babys von den Blicken der anderen abzuschirmen. Denn ein Kind zu stillen gilt immer noch als intime Angelegenheit, als etwas, das am besten zu Hause im stillen Kämmerchen erledigt wird. Wohl auch deshalb gibt es bereits Fälle, in denen stillende Mütter eines Kaffeehauses verwiesen wurden. In Argentinien wurde eine Frau wegen öffentlichen Stillens sogar festgenommen.

Festgenommen worden dürfte in Österreich zwar noch niemand sein – aber das Tabu ist auch hierzulande immer noch groß. Das zeigt eine aktuelle aktuelle Umfrage des Babyartikelherstellers "Mam", für die 1.914 Mütter aus dem deutschsprachigen Raum zu ihren Erfahrungen befragt wurden. Zwei Drittel (67,2 Prozent) berichteten von komischen Reaktionen, wenn sie in der Öffentlichkeit stillen. Jeder Dritten (39,2 Prozent) ist das Stillen in der Öffentlichkeit deshalb unangenehm.

Die Mütter berichteten auch von Erlebnissen beim öffentlichen Stillen. Eine Teilnehmerin schrieb etwa: "In einem Café kam die Kellnerin zu uns und bewunderte meine süße, drei Monate alte Tochter. Als ich sie kurz danach stillte, nahm die Mitarbeiterin ihre Kollegin beiseite und sagte zu ihr, während sie zu uns schaute: 'Das gibt's ja wohl nicht. Kann man so was nicht zu Hause machen?'" Im Rahmen der Umfrage habe es zahlreiche solcher Berichte gegeben, sagt Eline Strobl von Mam Baby Österreich. Erzählt wurde von "unaufgeforderten, teilweise sehr übergriffigen Bemerkungen und Ratschlägen".

Die Motivation beim Stillen

In der Umfrage wurde auch eruiert, wie lange junge Mütter im Durschnitt stillen. Die Befragung zeigt, dass es bei knapp der Hälfte (45,1 Prozent) sechs bis neun Monate sind, jede Fünfte stillt länger als ein Jahr (19,9 Prozent). Ebenfalls erhoben wurde, wie es den Frauen dabei geht. Das Ergebnis: Rund drei Viertel stillen oder stillten gerne. Die Motivation beim Stillen ist, die Gesundheit des Kindes zu fördern (94,3 Prozent) oder auch die Bindung zum Kind zu stärken (76,5 Prozent). Für viele der Befragten hat das Stillen auch praktische Gründe, etwa dass "man Muttermilch immer dabeihat" (76,1 Prozent).

Das Stillen kann aber auch Probleme mit sich bringen. So plagen sich einige Mamas mit wunden oder entzündeten Brustwarzen (60,7 Prozent), Milchstau (39,3 Prozent) oder "zu wenig Milch" (38,2 Prozent). Bei solchen Problemen ist die Hebamme mit 75,1 Prozent die Ansprechpartnerin Nummer eins, lediglich jede Zehnte nimmt eine Stillberaterin in Anspruch.

Übrigens stehen auch jene Frauen, die nie gestillt haben, unter öffentlichem Druck, wie es mehrere Teilnehmerinnen der Erhebung ausdrückten. Eine Frau schrieb zum Beispiel: "Niemand hat auch nur gefragt, ob ich stillen will oder nicht, es wurde halt erwartet." Eine andere berichtet: "Meine Erfahrung war die, dass die meisten das Flaschegeben nicht akzeptieren konnten und das Nichtstillen als etwas Schlechtes für das Kind ansehen." (red, 20.6.2022)