Ober-Grafendorf, das Holzbau-Mekka (Nieder-)Österreichs? Aktuell könnte man das denken, denn in der kleinen Mostviertler Gemeinde südwestlich von St. Pölten sind gleich zwei größere Wohnprojekte aus Holz in Bau. Etwa der Wohnpark des Fertighausherstellers Elk bzw. von dessen Tochter Elk Bau nördlich des Zentrums, der in Holzrahmenbauweise ausgeführt wird und in vier Bauteilen insgesamt 168 freifinanzierte Eigentumswohnungen umfasst.

Das erste Gebäude wurde Ende 2021 fertiggestellt, die Wohnungen sind fast alle verkauft; kürzlich wurde mit dem zweiten gestartet. 266.000 Euro kostet hier beispielsweise eine Erdgeschoßwohnung mit 82 m² Wohnfläche, Terrasse und Garten.

Das erste von vier Gebäuden des Elk Wohnparks in Ober-Grafendorf ist fertiggestellt, am zweiten wird gebaut.
Visualisierung: Elk Bau

Holzhaus ohne Holz-Optik

Kleiner Schönheitsfehler des Projekts, wenn man so will: Die Holzelemente, vorgefertigt im Elk-Werk im Waldviertel, sind weder innen noch außen sichtbar. Aus optischen sowie auch aus Gründen einer leichteren Pflege des Hauses, heißt es von Elk Bau, werden die Wände sowie auch die Decken verputzt. "Holzdecken verschieben sich mit der Zeit, bekommen Risse", erklärt eine Sprecherin. Auch das Verlegen von Kabeln sei so einfacher.

Elk Bau errichtet in Ober-Grafendorf 168 freifinanzierte Eigentumswohnungen.
Foto: Visualisierung: Elk Bau

Beim Projekt des gemeinnützigen Bauträgers Alpenland in der Siedlungsstraße nahe dem Zentrum Ober-Grafendorfs wird man das Holz hingegen auch sehen, an Decken und tragenden Innenwänden. In vier Baukörpern entstehen hier 80 Wohneinheiten in modularer Holzhybridbauweise. Alpenland arbeitet dabei mit dem ebenfalls in Ober-Grafendorf beheimateten Holzbauer Rubner sowie den MAGK Architekten zusammen.

80 geförderte Mietwohnungen mit Kaufoption baut die Genossenschaft Alpenland in Ober-Grafendorf.
Visualisierung: Schreiner Kastler

Die ersten 40 Wohneinheiten sind in Bau und werden im Frühjahr fertig. Das Projekt wird mit Wohnbauförderung errichtet, für Mieterinnen und Mieter gibt es drei Kombinationsvarianten aus Finanzierungsbeitrag und Miethöhe zur Auswahl. 700 Euro und 6,60 Euro monatlich pro Quadratmeter sind es bei der mittleren Variante, erläutert Vertriebsleiterin Elfriede Mörtl. Auch der spätere Erwerb per Kaufoption wird hier möglich sein.

Die einzelnen Module – hier im Bild ein Außenwandelement – werden von Rubner Holzbau in Ober-Grafendorf gefertigt.
Foto: Elisabeth Hauer

Das Konzept ist laut Rubner-Prokurist Anton Wanas "maximal flexibel" und lasse sich an andere Bauplätze und Rahmenbedingungen anpassen. Ein paar weitere Standorte, darunter Wilhelmsburg, sind auch schon in Vorbereitung, sagt Mörtl.

Kein Finanzierungsbeitrag

Und wieder ein anderes, gänzlich freifinanziertes Konzept verfolgt die LZH Landzinshaus Gmbh. Sie stellt gerade in vielen Gemeinden in ganz Österreich – wobei es auch hier mit unter anderem Amstetten, Melk und Wieselburg eine gewisse Häufung im Mostviertel zu geben scheint – ihre "Landzinshäuser" auf, konzipiert nach dem Baukastensystem von Lukas Lang Building Technologies und mit gut sichtbarer Holz-Optik.

Ein "Landzinshaus" mit zehn Wohneinheiten entstand u.a. bereits in Purbach am Neusiedlersee.
Foto: Landzinshaus

Hinter den beiden Firmen steht die Haselsteiner Familien-Privatstiftung. Gemeinden ab 2000 Einwohner hat man dafür im Blick, vor allem auch "klassische Speckgürtelgemeinden mit guter Anbindung ans öffentliche Verkehrsnetz". Hier gebe es oft viel zu wenig leistbaren Wohnraum. "Bei uns gibt es keinen Finanzierungsbeitrag, was für viele Personen eine große Hürde darstellt", sagt Melanie Otrob vom Asset Management. Allerdings: In Niederösterreich kann, wenn ohne Förderung gebaut wird, von Mietern kein Wohnzuschuss beantragt werden.

Die Landzinshäuser, die an Investoren verkauft werden, sieht man als günstige und platzsparende Alternative zum Eigenheim. Die durchschnittliche Nettomiete pro Quadratmeter liegt laut Otrob bei acht Euro, die Mietverträge werden auf fünf Jahre befristet. Laufend sucht man nach Grundstücken. (Martin Putschögl, 6.8.2022)