Als Stipendiat der Wagner-Stiftung hat Valentin Schwarz 2009 per Ring und Tristan die Atmosphäre und die Eigenheiten des Grünen Hügels kenngelernt. Er dürfte gewusst haben, worauf er sich einließ und wo er mutig und fantasievoll in die Wagner-Welt eingriff.

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Es ist in diesem Sommer einiges passiert, das Regisseur Valentin Schwarz wohl nie wieder vergessen wird. Zum einen wäre da die Erfolgsmeldung, dass er als aufstrebender, aber noch nicht sehr bekannter Regisseur mit nur 33 Jahren den Ring des Nibelungen in Bayreuth nach einer Corona-Wartezeit von zwei Jahren vollendet hat.

Unvergesslich wird dem Oberösterreicher wohl aber auch bleiben, dass ihm nach getaner Arbeit als Publikumslohn schließlich ein singulärer Buhakkord entgegentönte, in dem die paar Bravos keine Chance hatten. Sicher sehr unangenehm, das erleben zu müssen. Das sollte jedoch kein Trauma hinterlassen. An diesem historischen Wagner-Ort ist das immer so bei einer neuen Produktion – bis sich das Auditorium an die Ideen gewöhnt hat.

Es ging einem Patrice Chéreau mit seinem Jahrhundert-Ring 1976 nicht besser. Und auch Regisseur Frank Castorf ließ den Unmut widerwillig und ein bisschen gestisch provozierend über sich ergehen. Der 1989 in Altmünster geborene Schwarz nahm den Zorn recht stoisch hin, er wird diese Rituale kennen.

Vom Stipendium zum Regisseur

Als Stipendiat der Wagner-Stiftung hat er 2009 per Ring und Tristan die Atmosphäre und die Eigenheiten des Grünen Hügels kenngelernt. Er dürfte gewusst haben, worauf er sich einließ und wo er mutig und fantasievoll in die Wagner-Welt eingriff. Trotz des nur punktuell gelungenen Finales seiner Ring-Serie ist klar: Schwarz hat Handwerk und Originalität. Er war eine gute Wahl von Intendantin Katharina Wagner.

Natürlich kam Schwarz, der Geige und Klavier gelernt hat, nicht aus dem Nichts. Ein Rufzeichen setzte er 2017 mit dem Sieg beim Ring Award, dem Grazer Nachwuchsregiewettbewerb. Später ging es nach Deutschland. Schwarz inszenierte in Köln etwa Mauricio Kagels Mare nostrum. Und nun eben Bayreuth, wo der Regisseur, der sich als Teamspieler sieht, mit den Sängern und Sängerinnen genau gearbeitet hat. Er sieht sich eher als anregender Kollege, Egozentrik sei im Probenraum fehl am Platz.

Wenn Schwarz auf seine Jahre als "Lehrling" zurückblickt, fällt immer der Name des Regisseurs Jossi Wieler. Schwarz hebt dabei Eigenschaften wie "Höflichkeit, Sorgfalt und Menschlichkeit" hervor. Zudem schätzt er an Wieler dessen Besessenheit, Produktionen immer noch zu verbessern. Die Werkstatt Bayreuth, wenn sie sich als solche ernst nimmt, wird auch Valentin Schwarz die Gelegenheit geben, weiter an seinem Ring zu feilen. (Ljubiša Tošić, 7.8.2022)