Urlaubszeit in Österreich, das ist Bad-Lettlseer-Gute-Morgen- Post-Zeit. In keinem anderen Land ist der schöne Brauch, die Gäste eines Ferienhotels via Infoblattl beim Frühstück zu unterhalten, so verbreitet wie hierzulande. Weiß man da mehr, geschätzte österreichische Soziologen und Soziologinnen?

Es ist ein Rückzugsort in Raum und Zeit: Nirgends hält sich der analoge tägliche Wetterbericht besser, samt herziger gelber Sonne, weißen Wölkchen und dicken grauen Regentropfen. Hier lebt sie, wenn auch meist nur auf zwei Seiten eines Blattes, die Tradition der täglich gedruckten – na ja, kopierten – Presse. Nur der Menüauswahlzettel für den nächsten Tag wird noch aufmerksamer gelesen.

Auf den freundlichen Wunsch "Genießen Sie Ihr Frühstück" folgen je nach Zielpublikum die verschiedenen Rubriken, mit tagesaktueller Variabilität. Eventuell versucht man Ihnen ein Frühstücksei – im Unterschied zum Nachtmahlei – einzureden. Wer sich eines "Gesundheitstipps des Tages" erfreuen darf, hat vielleicht in einem Kurhaus eingecheckt und bekommt kein Ei, sondern einen Apfel empfohlen.

Leider gibt es auch nicht jeden Tag "Etwas zum Schmunzeln". Eher ans Bildungsbürgertum richtet sich "Das geschah an einem 10. August": manchmal nichts Gutes. Aber das wird eher verschwiegen. Worüber wir nicht böse sind. Bis ans Urlaubsende ist für Urlaubende nur das Irrelevante relevant. (Gudrun Harrer, 10.8.2022)