Es ist ja ein bisschen viel verlangt von ÖVP-Landeshauptleuten wie Thomas Stelzer oder LH-Anwärtern wie Anton Mattle, sich über das zu informieren, was in Putins Russland so vorgeht. So müssen sie halt auf der Basis völliger Uninformiertheit ihre Forderungen nach Lockerung der Sanktionen erheben. Übrigens: Beim Alpacher Forum hat Kanzler Nehammer klare Worte gefunden: Die Sanktionen bleiben.

Mütterchen Russland befindet sich in einem Kampf gegen die liberalen Demokratien des Westens.
Foto: IMAGO/SNA/Mikhail Voskresenskiy

Aber wer glaubt, es mit einem Regime mit Restbeständen an Rationalität zu tun zu haben, der muss sich nur die reichlich vorhandenen Übersetzungen aus den gelenkten, russischen Medien zu Gemüte führen. Was da an Vernichtungsfantasien gegenüber der Ukraine und blankem Verfolgungswahn gegenüber dem Westen herausquillt, ist schauerlich erhellend zum Geisteszustand des Regimes. Es wimmelt nur noch von "Faschisten" und "Nazis" (= die westlichen Demokratien), mit denen sich Mütterchen Russland in einem Kampf auf Leben und Tod befindet.

Auch die jetzt ermordete Tochter eines echten russischen Faschisten, Darja Dugina, brachte es zustande, die liberalen Demokratien des Westens mit "Nationalsozialismus" gleichzusetzen. Der Kampf gegen die "verrückten Neonazis" in der Ukraine sei inzwischen eine "Konfrontation unserer multipolaren Welt (= Russland!) mit der liberalen nationalsozialistischen Weltanschauung" des Westens.

"Liberal" ist gleich "nationalsozialistisch" – das ist "1984" in höchster Vollendung. (Hans Rauscher, 22.8.2022)