Die Schlagzeile, dass die Entscheidung unmittelbar bevorsteht, ob es ein neues Wiener Atomabkommen mit dem Iran geben wird, löst beinahe schon Gähnen aus: Wie ein Strudelteig ziehen sich seit 16 Monaten die Verhandlungen, immer wieder unterbrochen durch Pausen, in denen, wie es so schön heißt, "die Hauptstädte am Zug" sind.

Gemeint sind damit im Wesentlichen Washington und Teheran – die Erzfeinde, die bereits 2015 ein Arrangement trafen, um das iranische Urananreicherungsprogramm einzudämmen. Der Iran sollte davon wirtschaftlich profitieren: ein Preis, den der damalige US-Präsident Barack Obama zu zahlen bereit war, um den Iran von Atomwaffen fernzuhalten. Sein Nachfolger Donald Trump brachte dieses Abkommen zu Fall – ohne jedoch eine Alternative dazu zu bieten. Die Folge ist, dass der Iran heute über mehr angereichertes Uran verfügt als je zuvor.

Dass der Iran wirtschaftlicht profitiert, war ein Preis, den der damalige US-Präsident Barack Obama bereit war zu zahlen.
Foto: EPA/PHILIP DAVALI

Verhandlungstechnisch liegt nun der Ball bei den Iranern: Ein von der EU vorbereiteter Text liegt auf dem Tisch, Teheran versucht an einigen Schrauben zu drehen, die USA übermitteln ihr finales Angebot. Nehmen oder lassen: Alles wartet nun gespannt auf die iranische Antwort.

Die westlichen Gegner des Atomdeals bemühen sich, den Eindruck zu schaffen, dass nur Teheran von einem Deal profitieren würde. Was der Rest der Welt bekommen würde, wird leicht vergessen: zumindest wieder eine Auszeit von der Angst, dass der Iran endgültig in Richtung Atomwaffen abdriftet. (Gudrun Harrer, 26.8.2022)