Die Diskussion rund um den Wolf ist in Tirol allgegenwärtig. Andere Themen gäbe es genug.

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Vollbeschäftigung, ein wieder boomender Tourismus und eine Landes-ÖVP, die nicht unmittelbar mit Skandalen kämpft: Die Themenlage in Tirol riecht nicht unbedingt nach Wahlkampf. Wenn da nicht ein pelziger Vierbeiner wäre, der das Bundesland vor der Landtagswahl ordentlich polarisiert: der Wolf.

Heuer hat das Raubtier rund 250 der insgesamt 80.000 Schafe in Tirol gerissen. Zuletzt hinterließ ein Wolf zwölf zerfetzte Schafskörper in den Kitzbüheler Alpen. Die betroffenen Bauern werden freilich entschädigt, der Schrecken bleibt.

ÖVP droht ein Minus von 15 Prozent

Die Ebbe an brisanten Themen dürfte aber vor allem an den vorgezogenen Wahlen liegen. Ende Juni erst stimmten fast alle Parteien im Landtag für den Termin am 25. September. Eigentlich hätte im Frühling 2023 gewählt werden sollen.

Für die ÖVP dürfte der frühe Termin eine Notbremse im freien Abwärtsfall gewesen sein. Laut ersten Umfragen könnten die Schwarzen von rund 44 Prozent auf knapp unter 30 Prozent der Stimmen fallen. Da ein Winter bevorsteht, in dem es erstmals zu Gasrationierungen kommen könnte, dürften diese Werte nicht besser werden.

Was ist der richtige Umgang mit den in Österreich wieder heimisch werdenden Wölfen? Expertinnen und Interessenvertreter diskutieren.
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Dreierkoalition möglich

Nach 14 Jahren Günther Platter soll der nächste Landeshauptmann Anton Mattle heißen. Wohl wissend um die schlechten Werte der Bundespartei, scheint die Landes-ÖVP als Liste Mattle auf dem Wahlzettel auf. Abseits davon macht Mattle mit Schritten auf sich aufmerksam, die in seiner Partei als No-Go gelten. So schloss er vergangene Woche eine Koalition mit der FPÖ im Vorfeld aus. Die Menschen sollten wissen, woran sie sind, sagte Mattle.

In der ÖVP rumort es bereits: Die Blauen könnten ordentlich dazugewinnen und wären möglicherweise die einzige Partei, mit der sich eine Zweierkoalition ausgehen könnte. Ihr Wahlkampf fokussiert sich derzeit auf die Themen Asyl, Neutralität und Corona. Themen, die großteils in Wien entschieden werden.

Noch mehr zu erwarten

Wahrscheinlicher gilt also eine Kombination aus drei Parteien: SPÖ und Neos bringen sich in Stellung. Beide dürfen sich laut Umfragen auf Zugewinne freuen, ebenso die Liste Fritz. Die Grünen ringen nach etlichen internen Querelen noch um ihre Handschrift in den vergangenen zwei Legislaturperioden.

Die Wahlkämpfe werden erst in den kommenden Tagen so richtig starten. Bei Personalmangel, Herausforderungen im Tourismus durch Klimawandel, Teuerung und rasanter Bodenversiegelung bleibt jedenfalls genug Stoff, um den Wolf nicht allein auf dem Wahlkampfparkett tanzen zu lassen. (ANALYSE: Laurin Lorenz, 30.8.2022)