SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner mit dem heurigen ORF-"Sommergespräch"-Duo, bestehend aus Ö1-Redakteurin Julia Schmuck und "ZiB"-Moderator Tobias Pötzelsberger.

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Es gab schon günstigere Montagabende, um als SPÖ-Chefin zu einem "Sommergespräch" auf den Küniglberg zum ORF fahren zu müssen. Für Pamela Rendi-Wagner kam die Wien-Energie-Bombe in der Hinsicht jedenfalls zur absoluten Unzeit. Zumal bis dahin vom Wiener Bürgermeister noch kein Wort zur auch politisch hochenergetischen Causa gefallen war. Und so war es klar, dass Rendi-Wagner beim ORF-"Sommergespräch" von Ö1-Redakteurin Julia Schmuck und "ZiB"-Moderator Tobias Pötzelsberger dazu befragt werden würde.

Nach 18 Minuten, in denen Sebastian Kurz und Hans Peter Doskozil prominent vorkamen – nein, die SPÖ-Chefin, deren Partei in Umfragen aktuell auf Platz eins liegt, sieht sich nicht als politische Krisengewinnlerin ("Das ist hart erarbeitet"), und ja, sie wird als Spitzenkandidatin in die nächste Wahl gehen ("Es ist Tradition in der Sozialdemokratie, dass der oder die Vorsitzende auch Spitzenkandidat ist, und so wird es auch sein") –, nahm das Moderationsduo die Kurve zur Wien Energie.

"Welche Fehler sollen das sein?"

Und es prallte gleich einmal auf eine Mauer. Gefragt nach Missmanagement und groben Fehlern, konterte Rendi-Wagner: "Wo genau? Welche Fehler sollen das genau sein?" Das, was in den vergangenen 48 Stunden am europäischen Strommarkt passiert sei und bei der Wien Energie als erstem Energieversorger "die Alarmglocken" läuten und Finanzgarantien nötig werden lassen habe, "ist ja nicht spezifisch für Wien Energie, sondern Ergebnis eines Strommarkts, der nicht mehr funktioniert in der Krise", verwies sie auf Preissteigerungen von 1.400 Prozent. "Dieser Markt ist außer Rand und Band."

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Nicht ohne Grund, sagte Rendi-Wagner, hätten EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und andere europäische Spitzenpolitiker erst am Montag eine Reform des europäischen Strommarkts und "tiefgreifende Umstrukturierungen" angekündigt: "Es ist ein europäisches Problem und nicht allein ein Wien-Energie-Problem. Ich vertraue der Wien Energie."

Was der ÖVP ganz guttun würde

Abseits dieses Themas forderte die SPÖ-Chefin "schleunigst wirksame Maßnahmen gegen die Teuerung", eine Überlastung des Asylsystems sieht sie nicht ("Immer, wenn’s der ÖVP schlecht geht, holt sie dieses Thema heraus"), die Kanzlerpartei sähe sie nach der Wahl am liebsten in der Opposition ("Das sehe ich wie die Beate (Neos-Chefin Meinl-Reisinger, Anm.), das würde der ÖVP ganz guttun").

Der Verbund dürfe aufgrund der "absurden Übergewinne" aus der Krise kein Steuergeld für die Umrüstung des Kohlekraftwerks Mellach bekommen. Der politische Ausweg aus SPÖ-Sicht dafür lautet: "Umrüstung auf eigene Kosten oder eine Übergewinnsteuer." Zu Türkis-Grün meinte Rendi-Wagner: "Wenn es nach der Regierung geht, ist die SPÖ für alles, was schiefgeht in diesem Land, verantwortlich." (Lisa Nimmervoll, 29.8.2022)