Happy Birthday! Die 2013 als alternative Kunstmesse gegründete Parallel bespielt dieses Jahr über 10.000 Quadratmeter in der Ex-Frauenklinik. Im Bild: "Bubbles" von Hanakam & Schuller.
Foto: Hanakam & Schuller

Leerstehende Gebäude zwischennutzen und mit etablierter, aber vor allem aufstrebender Kunst befüllen. Galerien, Off-Spaces, Kunststudierende und bekannte Namen unter einem Dach ausstellen. Orte wie das alte Telegrafenamt, die Alte Post oder abgeranzte Bürogebäude wurden zu temporären Ausstellungsorten. Ein Konzept, das 2013 als kreatives Novum galt, ist heute fester Bestandteil des Wiener Kunstherbstes und eine der größten Kunstmessen Österreichs.

Eigentlich wurde die Parallel Vienna als zeitgleich stattfindende Satellitenmesse zur Viennacontemporary gegründet. Man wollte eine Alternative zu den braven White-Cube-Messekojen und den Gruppenpräsentationen. Und aus Protest gegen die Hürden der etablierten Kunstwelt eine Bühne für die vielen jungen Künstlerinnen und unzähligen Off-Spaces bieten. Ein Erfolgsrezept, wie sich herausstellte: Besuchten die erste Parallel 5000 Interessierte, kamen letztes Jahr rund 12.000. Nahmen bei der Premiere etwa 25 Galerien und Projekträume teil, sind es 2022 insgesamt 100.

Am Dienstag (Vernissage: 17 bis 22 Uhr) eröffnet die zehnte Ausgabe der Parallel und beweist mit ihrem Ausmaß (600 Künstler in toto), ihrer Beständigkeit und zunehmenden Professionalität, dass sie längst kein Satellit mehr ist.

Aufgefettetes Programm

Spätestens seit 2021, wo die Viennacontemporary von der Spark Art Fair verdrängt und nur als Miniformat ausgetragen wurde, hat die Parallel – zumindest zwischenzeitlich – den Lead im Herbst übernommen. Für den künstlerischen Leiter Stefan Bidner ist die Messe aus dem pubertären Stadion herausgewachsen und nun endgültig adoleszent.

Zum zweiten Mal dient die ehemalige Semmelweisklinik in Wien-Währing als Austragungsort. Mittlerweile wurde das klassische Programm mit Skulpturenpark, Special Shows und Performancebühne aufgefettet. Nach wie vor lautet die zentrale Frage: Was hat die zeitgenössische Kunst in Österreich (und darüber hinaus) zu bieten? Wandert man durch das weitläufige Areal der ehemaligen Frauenklinik – insgesamt 10.000 Quadratmeter in zwei Gebäuden – lautet die eindeutige Antwort: Einiges!

Zur Begrüßung warten schon im Garten Skulpturen von Julia Haugeneder bis Bruno Gironcoli, und sogar aus einem Fenster wuchert eine wie ein dunkles Gedärm. In Gebäude A wird der verstorbenen Brigitte Kowanz eine eigene Ausstellung gewidmet und im Haus B läuft ein absurder Trailer von Paul McCarthy (Volkstheater!). Aufwendige Rauminstallationen, witzige Skulpturen und abstrakte Malerei stechen generell ins Auge. Und wie immer lassen sich in diesem Dickicht einige Newcomer entdecken. Augen auf! (Katharina Rustler, 6.9.2022)