Wien – Wer als Industriekunde eine Maschine nicht kauft, sondern least, muss weniger finanzielle Mittel aufbringen, was vor allem in Krisenzeiten und bei konjunkturell bedingten Umsatzschwankungen für Unternehmen vorteilhaft wäre. Auch für die Maschinen- und Anlagenhersteller hätte das Pay-per-use-Modell Vorteile.

Wer als Industriekunde eine Maschine nicht kauft, sondern least, muss weniger finanzielle Mittel aufbringen.
Foto: APA/Ralf Hirschberger

So wäre zu erwarten, dass durch die leichtere Finanzierbarkeit und durch langfristige Zahlungen mehr Umsatz mit Maschinen erzielt werden könnte. Eine Umfrage des Finanzierungsunternehmens Linx 4 und der Strategieberatung Kaufmann und Langhans, die an der FH Wien der Wirtschaftskammer Wien ausgewertet wurde, zeigt, dass das Pay-per-use-Modell in der Industrie durchaus bekannt ist. Die Mehrheit der 103 befragten Maschinenbau-Firmen war überzeugt, dass verbrauchsbasierte Abrechnungsmodelle geeignet wären, den Maschinenabsatz zu erhöhen.

Risiko und Haftung

Eingesetzt aber wird das Pay-per-use-Modell nur von einer Minderheit der Maschinen- und Anlagenbauer. Nur knapp drei von zehn Betrieben gaben an, dass sie oder ihre Kunden nutzungsabhängige Preismodelle bereits genutzt hätten. Die Gründe dafür seien vielfältig, sagt Manfred Schieber, Leiter des Management & Entrepreneurship- Studienprogramms an der Fachhochschule Wien.

Er hat die Umfrage ausgewertet, kennt die Vorteile des Modells, aber auch die Stolpersteine. "Im Prinzip geht es dabei auch um offene oder schwer definierbare Risiko- und Haftungsfragen." Die Antwort auf die Frage, wer die Verantwortung übernehme, wenn eine Maschine, "die im Eigentum des Herstellers bleibt, nicht mehr funktioniert, nicht mehr benötigt wird oder das nutzende Unternehmen insolvent wird, hat ja große Folgewirkungen."

Zwar könne man daraus entstehende Risiken mit Versicherungsmodellen abdecken. Dabei wäre etwa zu definieren, wie weit die Haftung reicht und ob diese vom Finanzdienstleister oder dem Maschinenbauer selbst getragen wird.

Potenzial für standardisierte Produkte

"Eine Standardisierung für solche Risikofragen aber ist schwer", sagt Schieber. Bei Autos kenne man die Industriestandards, und die Fahrzeuge lassen sich nach Ablauf eines Leasingvertrages weiterveräußern. "Bei maßgeschneiderten Maschinen und Anlagen für die Industrie ist das weit weniger der Fall", erklärt er. Der hohe Grad an Individualisierung wirft daher die Frage auf, ob und, wenn ja, an wen eine Maschine bei frühzeitiger Beendigung eines Pay-per-use-Vertrages weiterverkauft werden könnte. Schieber sieht daher vor allem für Standardisierte Produkte ein großes Potenzial.

Dass Maschinenbauer daran glauben, mit Pay-per-use-Modellen höhere Umsätze erzielen zu können, aber dennoch nur wenige darauf zurückgreifen, sieht Schieber als ein Branchenspezifikum. Man sei in der Industrie eher risikoavers. (Norbert Regitnig-Tillian, 11.9.2022)